Vatikanstadt - Mittwoch, 3. August 2022, 9:55 Uhr.
Papst Franziskus hat in der Generalaudienz am Mittwochmorgen auf seine Kanadareise zurückgeblickt. Dabei habe er gemeinsam mit den von ihm besuchten indigenen Völkern einen "Weg der Versöhnung und Heilung" begonnen, an deren Ende nach Meinung des Papstes "nicht ein Kompromiss (...), sondern ein Sich-versöhnen-Lassen durch Christus" stehen soll.
Papst Franziskus über Kanada-Reise: Bußwallfahrt zur Versöhnung
Papst Franziskus erklärte, sein Kanada-Trip sei "eine Reise wie keine andere" gewesen. "Die Hauptmotivation bestand darin, die indigenen Völker zu treffen, um ihnen meine Nähe und mein Bedauern über das Leid auszudrücken, das ihnen von jenen Christen, darunter viele Katholiken, zugefügt wurde, die in der Vergangenheit an der Zwangsassimilierung und der Entrechtungspolitik der damaligen Regierungen mitgewirkt hatten", so der Papst.
Nun habe man gemeinsam einen "Weg der Versöhnung und Heilung" beschritten, fuhr der Heilige Vater fort. Die Kirche habe in der Vergangenheit der indigenen Völker eine zwiespältige Rolle gespielt, wie er unterstrich:
Die eingehende Studie zeigt, dass einerseits einige Männer und Frauen der Kirche zu den entschlossensten und mutigsten Verfechtern der Würde der indigenen Völker gehörten, die für sie eintraten und zur Kenntnis ihrer Sprachen und Kulturen beitrugen; andererseits fehlte es leider nicht an solchen, die sich an Programmen beteiligten, die wir heute als inakzeptabel und dem Evangelium zuwiderlaufend ansehen.
Versöhnung durch Christus
Daher sei die Apostolische Reise nach Kanada hauptsächlich eine "Bußwallfahrt" gewesen. "Gemeinsam erinnerten wir uns: an die gute Erinnerung an die tausendjährige Geschichte dieser Völker, die in Harmonie mit ihrem Land leben, und an die schmerzliche Erinnerung an den Missbrauch, den sie aufgrund der kulturellen Assimilationspolitik sogar in Internaten erlitten", so Papst Franziskus.
Nach dem Erinnern sei der zweite Schritt die Versöhnung. "Nicht ein Kompromiss zwischen uns – das wäre eine Illusion, eine Inszenierung –, sondern ein Sich-versöhnen-Lassen durch Christus, der unser Friede ist", betonte der Papst. Nur dadurch könne schließlich Heilung entstehen. Wörtlich fügte er an:
Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass die Kolonisierungsmentalität heute in verschiedenen Formen der ideologischen Kolonisierung präsent ist, die die Traditionen, die Geschichte und die religiösen Bindungen der Völker bedroht, die Unterschiede nivelliert, sich nur auf die Gegenwart konzentriert und oft die Pflichten gegenüber den Schwächsten der Schwachen vernachlässigt. Es geht also darum, ein gesundes Gleichgewicht, eine Harmonie zwischen der Moderne und den Kulturen der Vorfahren, zwischen Säkularisierung und spirituellen Werten wiederzufinden. Dies ist eine unmittelbare Herausforderung für die Mission der Kirche, die in die ganze Welt gesandt ist, um Zeugnis zu geben und eine universale Brüderlichkeit zu "säen", die die lokale Dimension mit ihrem vielfältigen Reichtum respektiert und fördert.
Gedenken an die Explosion in Beirut vor zwei Jahren
Im Anschluss an seine Katechese erinnerte der Papst in seinen Grußworten unter anderem auch an die Explosion in Beirut vor zwei Jahren. In der libanesichen Hauptstadt verwüstete am 4. August 2020 um 18:07 Uhr eine gigantische Explosion nicht nur den Hafen, sondern auch die christlichen Viertel, insbesondere Gemmayzeh, Mar Mikhael, Karantina, Aschrafiyya (Achrafieh), Bourj Hammoud.
Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben und 6.500 Menschen wurden verletzt.
Der Papst versicherte den Libanesen sein Gebetsgedenken und brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass die Hinterbliebenen "von der Gerechtigkeit und vom Gebet getröstet werden". Wörtlich fügte er an: "Ich wünsche dem Libanon, dass er seinen Weg der Wiedergeburt weitergehen kann mithilfe der Autoritäten. Ich hoffe, dass dort die Gemeinschaften verschiedener Religionen in Frieden miteinander leben können."
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