Manaus - Montag, 22. August 2022, 9:30 Uhr.
Der brasilianische deutschstämmige Bischof und baldige Kardinal Leonardo Ulrich Steiner hat sich am Sonntag für die Priesterweihe von verheirateten Männern ausgesprochen. Papst Franziskus wird Steiner am 27. August 2022 zum Kardinal kreieren.
Auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass der Pontifex "die 'viri probati' nicht zugelassen hat", antwortete Steiner gegenüber kath.ch: "Es wird einen Weg geben."
Es gebe "jahrhundertelange Überlegungen und Erklärungen, die den Pflichtzölibat begründen sollen", so der Bischof. "Die Bedürfnisse unserer Gemeinschaften zeigen, dass wir den Dialog fortsetzen müssen. Wie können wir es verantworten, dass unsere Gemeinden nur zwei Mal im Jahr von einem Priester besucht werden und Eucharistie, das Sakrament der Busse und die Krankensalbung feiern können?"
"Die verschiedenen nicht-ordinierten Ämter werden von Laien, Frauen und Männern, ausgeübt", erläuterte der zukünftige Kardinal. "Sie beleben die Gemeinschaften. Wir dürfen den Menschen das sakramentale Leben nicht vorenthalten."
Bei der Amazonas-Synode im Jahr 2019 war gefordert worden, bewährte verheiratete Männer zum Priester zu weihen. Papst Franziskus griff diese Anregung in seinem nachsynodalen Apostolischen Schreiben Querida Amazonia indes nicht auf.
Über seine eigene Verbindung nach Deutschland sagte Steiner: "Ich wurde in einer kleinen deutschstämmigen Gemeinde in Forquilhinha im Bundesstaat Santa Catarina geboren. Meine Vorfahren stammen aus Niederbreitbach in Waldbreitbach, also bei Neuwied in Rheinland-Pfalz." Er selbst sei Teil der vierten Generation seiner Familie in Brasilien.
1950 geboren, trat Steiner 1972 bei den Franziskanern ein. Sechs Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Er promovierte 2001. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn im Februar 2022, also nur zwei Monate vor seinem Tod, zum Prälaten der Territorialprälatur São Félix. Papst Benedikt XVI. machte ihn zum Weihbischof im Erzbistum Brasília, der brasilianischen Hauptstadt. Papst Franziskus ernannte ihn Ende 2019 zum Erzbischof von Manaus im Bundesstaat Amazonas, wo er Anfang 2020 in sein Amt eingeführt wurde.