Santiago de Compostela - Donnerstag, 8. September 2022, 11:10 Uhr.
Die Entscheidung eines Pfarrers, eine Taufe aufgrund der Anwendung der Normen des geltenden Kirchenrechts nicht zu spenden, hat unter den Einwohnern der Gemeinde Las Nieves im Bistum Tui-Vigo in Spanien zu Polemik geführt.
Die Begebenheit geht auf den vergangenen Juni zurück, als eine Familie den Pfarrer von San José de Ribarteme, Javier Ramiro, kontaktierte, um die Feier der Taufe ihrer Tochter Ende August zu erbitten.
Der Priester gab ihnen dann, wie von den lokalen Medien berichtet, einige Blätter mit allen erforderlichen Informationen sowie mit den Einzelheiten der Anforderungen an die Paten, damit sie ihm diese dann ausgefüllt zurückbringen könnten.
Zwei Tage vor dem festgesetzten Termin für die Feier entschied sich der Pfarrer, die Taufe nicht zu spenden, da die Patenanwärterin die erforderlichen Bedingungen nicht erfüllte. Die Frau ist Mutter eines Kindes und lebt mit einem Mann zusammen, mit dem sie nicht im Sakrament der Ehe verbunden ist.
Wie es im Kodex des Kanonischen Rechts (can. 872–874) heißt, ist einem Täufling, "soweit dies geschehen kann, ein Pate zu geben". Es können ein Pate bzw. eine Patin oder auch zwei gewählt werden.
Die Aufgabe der Paten besteht darin, "dem erwachsenen Täufling bei der christlichen Initiation beizustehen bzw. das zu taufende Kind zusammen mit den Eltern zur Taufe zu bringen und auch mitzuhelfen, daß der Getaufte ein der Taufe entsprechendes christliches Leben führt und die damit verbundenen Pflichten getreu erfüllt".
Die Voraussetzungen für den Patendienst sind mehrere:
Zum einen muss die entsprechende Person "vom Täufling selbst bzw. von dessen Eltern oder dem, der deren Stelle vertritt, oder, wenn diese fehlen, vom Pfarrer oder von dem Spender der Taufe dazu bestimmt sein". Sie muss außerdem "geeignet und bereit sein, diesen Dienst zu leisten".
Eine weitere Anforderung besteht darin, dass der Pate mindestens 16 Jahre alt ist, "außer vom Diözesanbischof ist eine andere Altersgrenze festgesetzt oder dem Pfarrer oder dem Spender der Taufe scheint aus gerechtem Grund eine Ausnahme zulässig".
Die Kirche legt ferner fest, der zukünftige Pate müsse auf alle Fälle "katholisch und gefirmt sein sowie das heiligste Sakrament der Eucharistie bereits empfangen haben; auch muß er ein Leben führen, das dem Glauben und dem zu übernehmenden Dienst entspricht".
Schließlich darf er oder sie "mit keiner rechtmäßig verhängten oder festgestellten kanonischen Strafe behaftet sein". Der Vater oder die Mutter des Täuflings können das Patenamt nicht selbst übernehmen.
Darüber hinaus erklärt das Kirchenrecht: "Ein Getaufter, der einer nichtkatholischen kirchlichen Gemeinschaft angehört, darf nur zusammen mit einem katholischen Paten, und zwar nur als Taufzeuge, zugelassen werden."
"Es ist die Pflicht des Pfarrers, so zu handeln"
Das Bistum Tui-Vigo hat seine uneingeschränkte Unterstützung für die Entscheidung des Pfarrers durch eine Mitteilung zum Ausdruck gebracht, in der es an die Vorschriften des kanonischen Rechts erinnert und darauf hinweist, dass "jeder, der die Rolle des Taufpaten übernimmt, ernste Verpflichtungen seinem Patenkind gegenüber eingeht".
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Das Bistum erklärte, dass "Fachleute in der Seelsorge empfehlen, einen Nicht-Katholiken überhaupt nicht als Paten zu nehmen". Ferner empfahl das Bistum, dass "die gut geformten katholischen Eltern diejenigen sein sollten, die vor der Bitte um die Taufe in der Pfarrei – und unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen – die geeigneten Paten aussuchen, um unnötige Konflikte zu vermeiden und vor allem, um die besten Paten für ihre Kinder zu wählen".
Die Mitteilung betonte, dass der Pfarrer zwar keine anderen als die im Kodex des Kanonischen Rechts festgelegten Anforderungen stellen kann, aber "zum Wohle der Getauften verpflichtet ist, Personen abzulehnen, welche die vorgesehenen Bestimmungen nicht erfüllen".
"Kein Elternteil – oder kein getaufter Erwachsener – sollte sich wundern, wenn der Pfarrer einen Paten ablehnt, dessen Stil mit den Lehren der katholischen Kirche nicht vereinbar ist, da es die Pflicht des Pfarrers ist, so zu handeln", hieß es weiter.
"Der Pfarrer muss mit der nötigen Kraft handeln, um einen Paten abzulehnen, der unter den Gläubigen ein Ärgernis hervorrufen könnte", erläuterte das Bistum, das auch klarstellte, dass man diese Haltung "mit Freundlichkeit vermitteln und sich die notwendige Zeit nehmen muss, um die Gründe für das eigene Handeln zu erklären".
Das Bistum betonte zudem, "die Tatsache, dass bestimmte öffentliche und unmoralische Verhaltensweisen unter den Gläubigen weit verbreitet sind", nicht bedeute, "dass diese als Paten zugelassen werden können".
Das betreffende Mädchen wurde schließlich in einer anderen Kirche getauft, wobei die in der Pfarrei San José de Ribardeme abgelehnte Person als Patin fungierte.
Das Bistum kommentierte diesen Sachverhalt damit, dass die Pfarrer "in vielen Fällen davon ausgehen, dass die Normen der katholischen Kirche allen bekannt sind", so dass "sie die Eltern nicht einmal nach elementaren Aspekten in Bezug auf die Sakramente fragen".
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