Vatikanstadt - Freitag, 9. September 2022, 11:15 Uhr.
Die renommierte italienische Zeitung "Il Messaggero" hat in einem Artikel berichtet, der neue Kardinal Oscar Cantoni, der von Papst Franziskus im Konsistorium vom 27. August kreiert wurde, habe einen pädophilen Priester geschützt, der mindestens fünf Minderjährige missbraucht haben soll.
Die Zeitung veröffentlichte den Bericht am 5. September unter dem Titel "Vatikan: Streng geheime Dokumente wecken Zweifel am Purpur des neuen Kardinals von Como – er hat einen pädophilen Priester geschützt."
"Il Messaggero" zitiert darin die Website Silerenonpossum.it als Quelle in Bezug auf Dokumente über Mauro Inzoli, die aus der Kongregation für die Glaubenslehre im Vatikan stammen würden. Mauro Inzoli wurde 2016 von einem Zivilgericht in Cremona wegen Missbrauchs von fünf Minderjährigen zwischen 12 und 16 Jahren zu 4 Jahren und 9 Monaten Gefängnis verurteilt – ein Urteil, das in zweiter Instanz bestätigt wurde.
Der Vatikan hatte bereits 2011 ein kirchenrechtliches Verfahren angeordnet und den damaligen Bischof von Crema, Oscar Cantoni, mit dessen Durchführung beauftragt.
Bei den Ermittlungen hatten insgesamt elf männliche und zwei weibliche Minderjährige Inzoli des seuellen Missbrauchs angeklagt. Inzoli hat die Verbechen zugegeben.
Trozdem unterzeichnete Cantori "einige Monate später (im August 2012 A.d.R.) ein Dekret, das ihn zu Strafen für fünf Jahre verurteilt".
Inzoli wurde vom Bischof aber nicht aus dem Klerikerstand entlassen. Er musste die Diözese verlassen, durfte keine pastoralen Aufgaben übernehmen und konnte die Heilige Messe nur privat zelebrieren.
Bischof Cantori wandte sich zudem an die Gläubigen und erklärte, die Finalität "des kirchlichen Geistes sei, ihre Kinder immer mütterlich zu begleiten, auch wenn sie in die Irre gehen, anstatt Verurteilungen vorherrschen zu lassen".
Das Dekret von Bischof Cantoni sei von der damaligen Kongregation (heute Dikasterium) für die Glaubenslehre als unzureichend angesehen worden. Man sei dort der Meinung gewesen, dass man den Priester Inzoli aus dem geistlichen Stand entlassen hätte müssen.
Die Kongregation befahl somit Cantoni im November 2012, das Dekret abzuändern und die Entlassung aus dem Klerikerstand zu verhängen.
Bischof Cantoni habe dann ein neues Dekret erlassen, gegen das Inzoli Ende Januar 2013 Berufung eingelegt hatte – eine Berufung, die im Mai von der vatikanischen Kongregation abgelehnt wurde, die für die Behandlung von Missbrauchsprozessen in der Kirche zuständig ist.
Inzoli gab sich immer noch nicht geschlagen und wandte sich an den kurz zuvor (im März) gewählten neuen Papst Franziskus.
Laut Angaben von "Il Messaggero" habe Papst Franziskus festgelegt, dass Inzoli "in Anbetracht der Schwere seines Verhaltens und des daraus resultierenden Skandals ein Leben des Gebets und der demütigen Zurückhaltung als Zeichen der Bekehrung und Buße" führen solle. So wäre Inzoli weiter Priester geblieben.
Ebenfalls nach Aussage der Tageszeitung habe der Papst 2014 die Glaubenskongregation angewiesen, ein Dekret zu erlassen, das Inzoli vom Ausschluss aus dem Klerikerstand dispensiert und nur zeitliche Strafen anordnet.
Nach diesem Dekret soll Inzoli erneut Minderjährige missbraucht haben, gemäß einer Anzeige, die erneut die Kongregation für die Glaubenslehre erreicht habe und die dann mit der Entlassung von Mauro Inzoli aus dem Klerikerstand endete.
Am 16. Juni berichtete die belgische Bischofskonferenz, dass Papst Franziskus die Bitte von Monsignore Luc Van Looy, dem emeritierter Bischof von Gent, angenommen hatte, im Konsistorium vom 27. August nicht zum Kardinal ernannt zu werden.
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Bischof Van Looy habe diesen Antrag gestellt, weil "er nicht immer mit ausreichender Energie auf Missbräuche in den pastoralen Beziehungen reagiert hat", hieß es in einer Erklärung der belgischen Bischöfe. "Um zu verhindern, dass Opfern eines solchen Missbrauchs aufgrund seiner Kardinalsernennung erneut Schaden zugefügt wird, bat Bischof Van Looy den Papst, auf die Annahme seiner Ernennung zu verzichten. Papst Franziskus hat seiner Bitte entsprochen."
Etwas derartiges sei aber bei dem neuen Kardinal Cantoni nicht passiert.
Die italienische Zeitung wie darauf hin, dass für den Bischof von Como das Konsistorium, in dem er zum Kardinal ernannt wurde, "kein Problem war, trotz der Dokumentation, die sich in den Geheimarchiven der Kongregation für die Glaubenslehre befindet".
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