Würzburg - Donnerstag, 15. September 2022, 11:05 Uhr.
Bischof Rudolf Voderholzer von Regensburg hat die Vertreter der deutlichen Mehrheit beim Synodalen Weg dafür kritisiert, „die Grundlage einer völlig anderen und in diesem Sinne ‚neuen Kirche‘“ zu legen. In einem Beitrag für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ am Mittwoch hielt Voderholzer fest, der Synodale Weg leide darunter, „dass wir uns dort zu Beginn nicht darauf verständigt haben, was wir gegenseitig als theologisches Argument gelten lassen“.
Der Bischof unterschied in Anlehnung an den Priester und emeritierten Bonner Dogmatiker Karl-Heinz Menke zwischen einem libertarischen Freiheits- und Wahrheitsverständnis der Mehrheit und einem kompatibilistischen Freiheits- und Wahrheitsverständnis der Minderheit. Bei ersterem gelte: „Die theologischen Erkenntnisorte ‚Zeichen der Zeit‘ und ‚Lebenswirklichkeit‘ treten nicht neben die klassischen Erkenntnisorte von Schrift, Tradition, Lehramt, sondern beginnen sie in der Praxis des Argumentierens zu ersetzen.“
„Von Anfang an“ in der Minderheit
„Die Vertreter der kompatibilistischen Richtung waren von Anfang an in den Foren in der verschwindenden Minderheit“, erklärte Voderholzer. „Es war höchstens möglich, noch kosmetische Verbesserungen einzutragen, aber die Grundrichtung stand fest, so dass wir uns ausgebootet fühlen mussten (von bischöflicher Seite: Weihbischof Wörner im Synodalforum I, Kardinal Woelki und Bischof Hanke im Synodalforum II, meine Person im Synodalforum III, Bischof Oster im Synodalforum IV, Weihbischof Schwaderlapp hatte deswegen das Synodalforum IV verlassen).“
„Mir kommt es darauf an, zu zeigen, dass dies nicht an der Qualität unserer Argumente liegt, sondern an der Vorentscheidung, nichts Vor-gegebenes, nichts der autonomen Vernunft nicht Einleuchtendes gelten zu lassen“, so der Bischof von Regensburg. „Dies aber ist nicht nur eine ‚neue Theologie‘, die sich in eine offenbarungsfreie Philosophie aufzulösen beginnt, sondern auch die Grundlage nicht einer erneuerten und gereinigten Kirche, sondern die Grundlage einer völlig anderen und in diesem Sinne ‚neuen Kirche‘.“
Keine Synodalität ohne „gemeinsames Fundament
„Ohne gemeinsames Fundament kann keine synodale Kirche entstehen“, warnte Voderholzer. „Papst Franziskus macht in seinen unzähligen Ausführungen über Synodalität immer wieder klar, dass das gemeinsame Fundament der synodalen Kirche ihre gültige Lehre ist.“
Er habe die Befürchtung, „dass der Synodale Weg, so wie wir ihn nun auch bei der vierten Synodalversammlung erleben mussten, und künftig im ‚Synodalen Rat‘ wohl erleben werden, dazu keinen Beitrag leisten kann“, betonte der Bischof.
Er wisse nicht, „wie sich gegen die Mehrheit der Synodalversammlung, die sämtliche bisherigen Stopp- und Warnschilder aus Rom quasi mit Vollgas überfahren hat, etwas daran ändern ließe“, räumte Bischof Voderholzer ein und versprach: „Vorerst will ich alles daran setzen, die Schönheit unseres katholischen Glaubens an den vielen Orten gelebten Glaubens und Kircheseins zum Leuchten zu bringen, und zwar für alle Menschen, die ihr Herz wirklich an Gott festmachen wollen.“
Der Regensburger Bischof war neben dem Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp einer von nur zwei Bischöfen, die bei allen Texten des Synodalen Wegs, die bei der vierten Synodalversammlung zur namentlichen Schlussabstimmung vorlagen, mit „Nein“ gestimmt hatte.
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