Mosambik: „Militäreinsatz ist nicht einzige Lösung gegen den Terror“

Bischof Antonio Juliasse Ferreira Sandramo
Kirche in Not

Nach Ansicht von Bischof Antonio Juliasse Ferreira Sandramo aus Pemba reicht der Einsatz von Truppen allein nicht aus, um der zunehmenden islamistischen Gewalt in Mosambik entgegenzutreten. „Die militärische Lösung ist nicht einzige Lösung. Viele der jungen Terroristen stammen von hier; sie kennen das Terrain. Sie greifen nur dann an, wenn die staatlichen Truppen wieder weg sind“, erklärte der Bischof im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“. Der 54-Jährige ist seit Mai 2022 im Amt. Sein Bistum Pemba umfasst nahezu die gesamte Provinz Cabo Delgado im Norden Mosambiks. Die Region ist das Epizentrum einer seit Jahren anschwellenden Gewaltwelle, durch die nach Angaben lokaler Projektpartner rund 4000 Menschen getötet und eine Million vertrieben wurden.

Bischof Ferreira Sandramo forderte, dass der Staat die katholische Kirche und die anderen Religionsgemeinschaften stärker miteinbeziehen müsse. Es hätten bereits Treffen zwischen katholischer Kirche, anderen christlichen Konfessionen und Muslimen stattgefunden, um erste Schritte zur Stabilisierung der Region abzusprechen. „Man ist noch nicht offiziell an uns herangetreten, aber wir haben so viel beizutragen“, sagte der Bischof.

Kampf gegen Terror beginnt bei Armut und Korruption

Der Kampf gegen den Terror müsse damit beginnen, die grassierende Armut und Korruption in Mosambik zu beseitigen. „Wir sind umgeben von Korruption. Die wenigen freien Arbeitsstellen gehen in der Regel an wenige Privilegierte, die eine Verbindung zu den Entscheidungsträgern haben“, sagte Bischof Ferreira Sandramo. „Die jungen Leute spüren die Ungerechtigkeit und begehren dagegen auf.“

Bei einem jüngsten Angriff Anfang September auf die Missionsstation von Chipene hatten islamistische Terroristen die italienischstämmige Ordensfrau Maria de Coppi (83) mit einem Kopfschuss umgebracht. Nur durch einen Zufall waren die meisten Schüler, die in der Missionsstation unterrichtet werden und teilweise dort untergebracht sind, beim Angriff abwesend oder konnten sich in Sicherheit bringen.

„Vergessen Sie uns nicht!“

Die Region um Chipene galt bis zu dem Anschlag als vergleichsweise sicher; zahlreiche Vertriebene aus weiter nördlich gelegenen Regionen hielten sich dort auf. Wie Bischof Ferreira Sandramo berichtete, gelte die getötete Schwester Maria de Coppi vom Orden der Comboni-Missionarinnen den Gläubigen vor Ort als Märtyrerin, weil sie sich ein Leben lang für die Menschen in Mosambik eingesetzt hat.

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Die neue Gewalteskalation hatte eine weitere Flüchtlingswelle von rund 100 000 Menschen ausgelöst. Der Hilfsbedarf sei überwältigend, sagte der Bischof und appellierte: „Angesichts des Kriegs in der Ukraine haben viele Organisationen unsere Region Cabo Delgado vergessen. Ich bitte Sie: Vergessen Sie uns nicht!“

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Der Norden Mosambiks wird seit 2017 von islamistischen Truppen überrannt. Sie gelten als Splittergruppen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). Ihr Vorgehen dürfte auch von wirtschaftlichen und politischen Zielen motiviert sein: Vor der Küste im Norden Mosambiks sind große Erdöl-Bohrungen in Vorbereitung – eines der größten Investitionsprojekte in Subsahara-Afrika. In jüngster Zeit gewinnt jedoch auch die religiöse Komponente eine immer stärkere Bedeutung, wie der jüngste Angriff auf die katholische Missionsstation zeigt.

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