Würzburg - Donnerstag, 27. Oktober 2022, 14:15 Uhr.
Kardinal Walter Brandmüller hat die Einrichtung der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) gegen massive innerkirchliche und staatliche Kritik verteidigt.
„Die Initiative des Erzbischofs von Köln ist ein Beispiel für verantwortungsbewusste Planung“, konstatierte der 93-jährige Kardinal und Historiker in einem Gastbeitrag für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe). Es gelte, „den gegenwärtigen Konflikt vor dem Hintergrund seiner Vorgeschichte ebenso wie im Zwielicht einer wenig Gutes verheißenden Zukunft zu betrachten“.
Ein Blick in die Geschichte zeige bestimmte Gefahren. So hätten sich weite Teile der Bonner Fakultät im 19. Jahrhundert von der Kirche abgespalten und der neugegründeten altkatholischen Gemeinschaft angeschlossen.
„Mit Ausnahme von Professor Floß und der Privatdozenten Simar, Roth und Kaulen verweigerten alle Professoren ihre Zustimmung zu den Dogmen des Konzils“, so Brandmüller. „Einer von ihnen, Joseph Hubert Reinkens, ließ sich durch einen schismatischen Bischof zum ersten Bischof der Altkatholiken weihen.“
Auch in jüngerer Zeit habe es Widerstand gegen das kirchliche Lehramt innerhalb der Bonner Fakultät gegeben. Die sogenannte „Kölner Erklärung“ von 1989 habe nicht nur gegen die Ernennung von Joachim Meisner zum Erzbischof von Köln protestiert, „sondern auch gegen die Ausübung des Lehramts durch den Papst Widerspruch erhoben. Eine gewichtige Rolle bei der Abfassung dieses Textes spielte der weit bekannte Bonner Moraltheologe Franz Böckle. Zu den Unterzeichnern gehörten weitere Bonner Theologen.
„Auch unter dem auf der sogenannten Frankfurter Synode im Jahre 2011 verabschiedeten Manifest ‚Ein notwendiger Aufbruch‘ finden sich die Namen der Bonner Professoren Lüdicke, von Stosch und Jorissen“, erinnerte Brandmüller.
Gleichzeitig gelte mit Blick auf die Zukunft: „Weltanschaulich-politische Kräfte ebenso wie die abnehmende Zahl der Katholiken begründeten Zweifel beziehungsweise Befürchtungen bezüglich des Fortbestandes der theologischen Fakultäten an den Universitäten.“
Es gehe also im Fall der KHKT darum, „dafür Vorsorge zu treffen, dass – auch im Falle eines weiteren Auseinanderdriftens von Staat und Kirche – eine akademische Ausbildung der Priester und Religionslehrer etc. nach Maßgabe der Kirche ermöglicht würde. Für eine solche Situation sei an die Zeiten des Kulturkampfes nach 1871 als auch an die Jahre um den Zweiten Weltkrieg erinnert, in der sich die Bischöfliche Hochschule im Eichstätter Seminarium Willibaldinum als Zufluchtsort für Theologiestudenten aus ganz Deutschland erwiesen hat.“
Hintergrund
In den letzten Monaten hatten sich verschiedene Stimmen zu Wort gemeldet, welche die KHKT angesichts der benachbarten Universität in Bonn als überflüssig betrachten. Auch die Anschuldigung eines Konkordatsbruchs steht im Raum, sollten die Priesteramtskandidaten der Erzdiözese Köln nicht mehr in Bonn, sondern in Köln ausgebildet werden.
Bislang steht nicht fest, wie die KHKT langfristig finanziert werden soll. Daran entzündet sich ebenfalls immer wieder Kritik. Noch in diesem Jahr soll aber ein entsprechender Plan zur Finanzierung vorgestellt werden.
Die KHKT geht zurück auf das 1913 gegründete Missionshaus St. Augustin der Steyler Missionare. Seit 1925 bzw. 1932 wurde der Ordensnachwuchs dort in Philosophie und Theologie ausgebildet – und später auch Studenten, die nicht Teil der Steyler Missionare waren.
2020 übernahm das Erzbistum Köln die Hochschule, nachdem der Orden sie nicht mehr tragen konnte. Der Standort der sodann umbenannten Hochschule wurde 2021 von St. Augustin nach Köln verlegt.
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