Awali - Freitag, 4. November 2022, 9:10 Uhr.
Papst Franziskus hat am Freitagmorgen zum Abschluss des „Bahrain-Forum für Dialog: Ost und West für ein menschliches Zusammenleben“ (Bahrain Forum for Dialogue: East and West for Human Coexistence) betont, die Religionsführer seien aufgerufen, „sich einzusetzen und ein gutes Beispiel zu geben“.
„Wir haben eine spezifische Rolle zu erfüllen, und dieses Forum bietet uns eine weitere Gelegenheit dazu“, so der Pontifex bei der interreligiösen Veranstaltung in Bahrain, die den Anlass für seine Reise bildete. „Es ist unsere Aufgabe, die ebenso voneinander abhängige wie voneinander getrennte Menschheit zu ermutigen und ihr zu helfen, gemeinsam unterwegs zu sein.“
Zunächst sprach der Papst über die Rolle des Gebets, das er als „Öffnung des Herzens für den Allerhöchsten“ charakterisierte, „um uns von Egoismus, Verschlossenheit, Selbstbezogenheit, Falschheit und Ungerechtigkeit zu reinigen“.
Wer betet, empfängt in seinem Herzen den Frieden und kann nicht anders, als dessen Zeuge und Bote zu werden; und seinesgleichen vor allem durch sein Beispiel einzuladen, nicht zu Geiseln eines Heidentums zu werden, das den Menschen auf das reduziert, was er verkauft, kauft oder womit er sich vergnügt, sondern die unendliche Würde wiederzuentdecken, die einem jeden Menschen eingeprägt ist. Der religiöse Mensch, der Mensch des Friedens, ist derjenige, der mit anderen auf der Erde unterwegs ist und sie sanft und respektvoll einlädt, den Blick zum Himmel zu erheben. Und er nimmt die Mühen und Prüfungen aller in sein Gebet mit hinein, wie Weihrauch, der zum Allerhöchsten aufsteigt (vgl. Ps 141,2).
Um dies zu ermöglichen, bedürfe es der Religionsfreiheit, betonte Franziskus.
Sodann sprach er über das Thema Bildung. Wo Bildung fehle, „nimmt Extremismus zu und verwurzelt sich Fundamentalismus. Und wenn Unwissenheit der Feind des Friedens ist, dann ist Bildung der Freund der Entwicklung, vorausgesetzt, dass es sich um eine Bildung handelt, die des Menschen wirklich würdig ist, der ein dynamisches und relationales Wesen ist.“
Sie dürfe also „nicht starr und monolithisch sein, sondern muss offen sein für Herausforderungen und sensibel für kulturelle Veränderungen; nicht selbstbezogen und isolierend, sondern aufmerksam für die Geschichte und die Kultur anderer; nicht statisch, sondern suchend, um verschiedene und wesentliche Aspekte der einzigen Menschheit zu umfassen, zu der wir gehören.“
In diesem Zusammenhang erwähnte der Papst „drei erzieherische Dringlichkeiten“, nämlich „die Anerkennung der Frau im öffentlichen Bereich“, den „‚Schutz der Grundrechte der Kinder‘, damit sie gebildet, unterstützt und begleitet aufwachsen und nicht dazu bestimmt sind, in den Klauen des Hungers und in den Pranken der Gewalttätigkeit zu leben“, sowie „die Erziehung zur Staatsbürgerschaft, zum Zusammenleben im Respekt und in der Legalität“.
Schließlich reiche es mit Blick auf das Handeln der Menschen nicht aus, „zu sagen, dass eine Religion friedlich ist, es ist nötig, die Gewalttätigen, die ihren Namen missbrauchen, zu verurteilen und zu isolieren. Und es reicht auch nicht aus, sich von Intoleranz und Extremismus zu distanzieren, man muss ihnen auch durch Handeln entgegentreten.“
„Der religiöse Mensch, der Mensch des Friedens, stellt sich auch gegen das Wettrüsten, gegen die Kriegsgeschäfte, gegen den Markt des Todes“, so der Papst abschließend. „Er begünstigt keine ‚Bündnisse gegen jemanden‘, sondern Wege der Begegnung mit allen: ohne sich irgendeinem Relativismus oder Synkretismus hinzugeben, verfolgt er nur einen Weg, den der Geschwisterlichkeit, des Dialogs und des Friedens.“
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