Wien - Dienstag, 15. November 2022, 13:55 Uhr.
Im Jahr 2021 sind in Europa vier Christen ermordet worden. Außerdem ist es zu 14 körperlichen Angriffen gegen Christen gekommen. Das geht aus einem neuen Bericht der Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa (OIDAC) hervor, der am Montag veröffentlicht wurde.
Viel weiter verbreitet als körperliche Gewalt sind indes andere Formen von Intoleranz und Diskriminierung. So verzeichnet der Bericht etwa eine alarmierende Anzahl von negativen Stereotypen, Rechtfertigungen angesichts Gewalt, direkte Beleidigungen gegen Christen oder christliche Konfessionen durch Personen des öffentlichen Lebens, darunter auch Politiker oder Journalisten in Medien mit großer Reichweite.
„So wurde beispielsweise ein Sänger als geistig behindert bezeichnet, weil er Christ ist“, erklärte OIDAC in einer Pressemitteilung. „In journalistischen Artikeln wurde das Christentum als ‚gefährliche Ideologie‘ bezeichnet und Gläubige wurden als ‚dumme religiöse Fanatiker‘ bezeichnet. Außerdem bezeichnete ein spanischer Politiker eine katholische Prozession als ‚Taliban-Veranstaltung, und ein anderer Politiker kommentierte, die 7.000 ermordeten Katholiken während des spanischen Bürgerkriegs ‚hätten mehr sein sollen‘.“
Insgesamt könne man mit Blick auf verschiedene Bereiche sagen:
Die Meinungs- und Versammlungsfreiheit wird zunehmend durch Gesetze über Hassreden und Pufferzonen um Abtreibungskliniken eingeschränkt. Der breite Wortlaut dieser Gesetze kann private Gespräche, Gebete und andere friedliche Aktivitäten kriminalisieren. Die Gewissensfreiheit wird in Frage gestellt, da Abtreibungs- und Euthanasiegesetze das Recht auf Verweigerung aus Gewissensgründen für diese Praktiken aufheben. In ähnlicher Weise sind die elterlichen Rechte mit bestimmten LGBTQ+- und Abtreibungsgesetzen in Konflikt geraten, die Minderjährigen die Autonomie geben, sich ohne elterliche Bedenken für eine Abtreibung oder Geschlechtsumwandlung zu entscheiden. Schließlich werden auch die unverhältnismäßigen Einschränkungen der Religionsfreiheit während der Covid-19-Pandemie analysiert und anhand eines Zeitplans der Einschränkungen veranschaulicht.
Vor diesem Hintergrund konstatiert der Bericht: „Diese Beispiele deuten auf einen besorgniserregenden Trend hin, bei dem die Gesellschaft gleichgültig gegenüber abfälligen Äußerungen und falschen Darstellungen gegenüber Christen zu sein scheint, insbesondere im Vergleich zu anderen religiösen oder identitären Gruppen.“
OICAC-Chefin Madeleine Enzlberger erklärte, man versuche, „die Quellen von Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen zu analysieren und die Triebkräfte der Intoleranz in unserer Gesellschaft zu erkennen. Unsere Arbeit zielt darauf ab, umfassende Antworten zu geben, daher dokumentieren wir sowohl Anzeichen von gesellschaftlicher Intoleranz als auch problematische Gesetzgebung auf nationaler oder internationaler Ebene.“
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„Spaltungen zwischen Christen und säkularen Gruppen werden oft durch Medien und Politik aufrechterhalten und vertieft“, betonte Enzlberger. „Toleranz und Respekt sollten für alle Gruppen der Gesellschaft gleichermaßen gelten und garantiert werden, daher betonen wir die Bedeutung der Religionsfreiheit, nicht nur für Christen in aller Welt, sondern auch für Nichtgläubige.“
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