Trier - Freitag, 16. Dezember 2022, 12:50 Uhr.
In einem am Freitag veröffentlichten Zwischenbericht zur Missbrauchsstudie für das Bistum Trier, der sich auf die Amtszeit von Bischof Bernhard Stein konzentriert, werden dem von 1967 bis 1980 für die Diözese zuständigen Oberhirten zahlreiche schwere Versäumnisse vorgeworfen. Insgesamt habe es unter Stein 305 Betroffene und 81 Beschuldigte bzw. Täter gegeben, wobei jedoch damals noch nicht all diese Fälle bekannt waren.
Stein sei zwar der „Verpflichtung, angezeigten Verdachtsfällen nachzugehen“, durchaus nachgekommen, so die vierseite Zusammenfassung des 52 Seiten umfassenden Zwischenberichts der Universität Trier. „Ganz anders sieht es aus, wenn man nach der Kooperation mit der Staatsanwaltschaft fragt. Das Bistum unter Stein vermied wie bereits unter seinem Vorgänger die Kooperation mit der Staatsanwaltschaft, um einen Skandal zu vermeiden. Auch bei der Sanktionspflicht sieht die Bilanz von Stein bescheiden aus.“
So habe der Bischof „9 beschuldigten und geständigen Priestern Exerzitien“ verordnet, „er tat dies aber keineswegs konsequent in allen Fällen; Strafversetzungen folgten; scharfe kirchenrechtliche Sanktionen wie der Ausschluss aus dem Priesterstand wurden nur gegen zwei Wiederholungstäter ausgesprochen.“
Mit Missbrauchsbetroffenen habe Stein überhaupt nicht gesprochen.
Der Zwischenbericht umfasst mehrere Fallbeispiele, wie es in Missbrauchsstudien üblich ist. Zusammenfassend heißt es: „Zwar unterscheiden sich die Fälle an Schwere und Umständen der Missbrauchshandlungen, gleichwohl sind die Orte und Umstände in vielen Fällen ähnlich. Taten erfolgten an Messdienern in Sakristeien oder den Wohnungen von Pfarrern und Kaplänen. Priester nutzten Situationen quasifamiliärer Nähe, um sich ihren Opfern sexuell zu nähern. Ein dritter typischer Gefah renort waren Ferienlager und Freizeitheime.“
Und weiter: „In sehr vielen Fällen spielte die Androhung körperlicher Gewalt oder die Angst angesichts körperlicher Überlegenheit des Erwachsenen eine wichtige Rolle. Viele beschuldigte Priester nutzten ihre Amtsautorität und spirituelle Macht als Drohkulisse, um Kinder und Jugendliche, denen sie sich sexuell näherten, gefügig zu machen und nach der Tat zum Schweigen zu verpflichten.“
Der aktuelle Trierer Bischof Stephan Ackermann, selbst lange Jahre der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), erklärte am Freitag, es sei für ihn „bedrückend, dies als Teil der Geschichte unseres Bistums anzunehmen und zu sehen, dass einer meiner Vorgänger zusammen mit seinen engsten Mitarbeitern in dieser Weise gehandelt und damit Menschen schwer geschadet hat. Das schmerzt mich einmal mehr.“
„Zugleich weiß ich um die Wertschätzung, die Bernhard Stein bei vielen Menschen bis heute genießt als ein Bischof, der von der Erfahrung und der Theologie des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt war, der in der Würzburger Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (1971-1975) engagiert war und die Umsetzung ihrer Beschlüsse in unserem Bistum vorangetrieben hat“, hielt Ackermann fest. „Er hat damit ein seelsorglich-pastorales Selbstverständnis und Bild des Bischofs im Bistum etabliert. Gerade dafür sind ihm viele Menschen bis heute dankbar.“
Durch die Studie falle nun „auf das Bild des aufgeschlossenen und beliebten Bischofs ein massiver Schatten“. Mit Blick auf die Ehrenwürden für Bischof Stein, die ihm von der Stadt Trier verliehen wurden, sagte Ackermann, die „nun vorliegende Studie liefert wichtige Hintergrundinformationen zur laufenden Debatte über die politische und moralische Bewertung von Bischof Stein. Wie auch immer die Entscheidung des Stadtrats dazu ausfallen wird, werden wir bistumsseitig diese selbstverständlich akzeptieren.“
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