Genf - Freitag, 23. Oktober 2015, 8:57 Uhr.
Bei einer historischen Abstimmung im September diesen Jahres sprach sich eine überwältigende Mehrheit der UN Mitgliedsstaaten dafür aus, auch die Flaggen von Nicht-Mitgliedsstaaten bei den Vereinten Nationen zu hissen. Am Dienstag vor zehn Tagen war es soweit: im Rahmen einer offiziellen Zeremonie die Flagge des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf gehisst.
In seiner Ansprache unterstrich Michael Möller, Generaldirektor der Vereinten Nationen Genf die langjährige Zusammenarbeit. Er sagte:
„Der Heilige Stuhl hat bei den Vereinten Nationen schon lange Beobachterstatus. Besonders bei der Unterstützung des interkulturellen und interreligiösen Dialogs spielt er eine wichtige Rolle. Viel zu oft wird Religion dazu benutzt, Menschen zu polarisieren. Solche Vorkommnisse wahrzunehmen, hilft uns, sie verurteilen zu können. Der Heilige Stuhl hat dies wiederholt getan. Deshalb ist die Präsenz des Heiligen Stuhls, besonders im Menschenrechtsrat hier in Genf für uns alle von äußerster Wichtigkeit.”
Monsignore Richard Gyhra, Erster Sekretär der Gesandtschaft des Heiligen Stuhls, Genf sagte: „Zahlreiche Krisenherde lassen heute die Rolle der Vereinten Nationen für die internationale Gemeinschaft immer wichtiger werden. Wir alle fühlen uns verantwortlich, etwas beizutragen zu dem wichtigen Dienst, den die UN der Menschheitsfamilie in ihrer Suche nach Frieden erweist und Gewissen und Persönlichkeit respektierend die Entwicklung hin zum Wohle aller Menschen fördert.”
Die Flagge des Heiligen Stuhls ist neben der der Schweiz eine von nur zwei quadratischen Landes-Flaggen weltweit. Sie ist aus zwei vertikalen Streifen zusammengesetzt und zeigt die gekreuzten Schlüssel der Heiligen Petrus und Paulus und die Päpstliche Tiara in der Mitte des weißen Streifens. Die goldene, bzw. gelbe Farbe symbolisiert geistliche Macht, während der silberne Himmelsschlüssel für weltliche Macht steht.
Das Hissen der Flagge des Heiligen Stuhls bei der UN war allerdings mehr als nur eine symbolische Geste.
Erzbischof Silvano M. Tomasi, Apostolischer Nuntius bei den Vereinten Nationen in Genf sagte dazu: „Es zeigt die Entschlossenheit des Heiligen Stuhls, auch weiterhin mittendrin zu sein, bei den Aktivitäten, den Debatten, die in diesem einzigartigen Forum stattfinden - in dieser einzigartigen Arena der Vereinten Nationen. Angesichts all der Krisen und Konflikte, die wir heute in der Welt beobachten, brauchen wir mehr denn je Vereinte Nationen, die zusammen mit allen Männern und Frauen guten Willens hier positiv einwirken”.
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Die Mitarbeit des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen begann 1951. Heute, nach 64 Jahren, hat der Vatikan noch immer Beobachterstatus. Mit seiner nun gehissten Flagge stellt sich die Frage, ob es vielleicht Pläne gibt, Vollmitglied der UN zu werden?
„Ich würde sagen: ja, der Heilige Stuhl könnte Mitglied werden”, so Erzbischof Silvano Tomasi. „Aber es wird vermutlich noch eine Weile so bleiben wie es ist, weil die Rolle des Beobachters dem Heiligen Stuhl entgegenkommt: Er kann sich in alle Aktivitäten der UN Gremien einschalten, ist aber gleichzeitig nicht verpflichtet, seine Stimme zu jedem Thema abzugeben.”
Dieser Beitrag wurde vom Genfer UN-Korrespondenten Christian Peschken von Pax Press Agency, Genf, verfasst. Mehr zu Pax Press Agency unter www.paxpressagency.com
Hinweis: Dieser Blogpost und die darin wiedergegebenen Ansichten sind ein Beitrag des Autors, nicht der Redaktion von CNA Deutsch.