Bischof Bode tritt zurück

Bischof Franz-Josef Bode
Synodaler Weg / Maximilian von Lachner

Bischof Franz-Josef Bode ist am Samstag überraschend zurückgetreten. Der Heilige Stuhl gab am Mittag bekannt, dass Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Bischofs von Osnabrück angenommen habe.

Als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) spielte Bode eine Schlüsselrolle beim deutschen Synodalen Weg. Nach der letzten Synodalversammlung im März erklärte er: „Die mit überwältigender Mehrheit von Bischöfen und Laien getragenen Beschlüsse der letzten Synodalversammlungen geben uns den Rückenwind, den wir für konkrete Veränderungen in unserem Bistum brauchen.“

Bischof Georg Bätzing, der DBK-Vorsitzende, sagte: „Mit Dir verliere ich am heutigen Tag meinen engsten Mitstreiter auf dem Synodalen Weg, der noch viele Wegetappen für uns bereithält.“

Am Samstag räumte Bode ein: „In den fast 32 Jahren meines bischöflichen Dienstes, davon fast 28 Jahre als Bischof von Osnabrück, trug ich Verantwortung in einer Kirche, die nicht nur Segen gebracht, sondern auch Schuld auf sich geladen hat. Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institution als die Betroffenen im Blick gehabt. Ich habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manche falsche Entscheidung getroffen und bin meiner Verantwortung als Bischof an diesen Punkten nicht gerecht geworden.“

„Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern und kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!“, so Bode.

Rücktritt noch im Januar abgelehnt

Noch im Januar hatte Bode seine Position bekräftigt, nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts im Rahmen der Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück, der auch ihm Fehlverhalten vorwirft, dem Papst seinen Rücktritt nicht anzubieten. „Ich bin der Meinung, dass das ein Teil meiner Verantwortung ist“, sagte Bode damals.

„Ich habe vieles falsch gemacht, aber ich denke, ich habe noch Zeit, neues Vertrauen aufzubauen“, zeigte sich der 72-Jährige überzeugt. „Das ist eine Abwägungsfrage. Ich möchte weiterhin Verantwortung übernehmen, um die Dinge zum Besseren zu führen. Deshalb stehe ich immer noch dahinter.“

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Zwischenbericht zur Missbrauchsstudie

Historiker und Juristen hatten im September 2022 einen 600-seitigen Zwischenbericht zur Missbrauchsstudie für das Bistum Osnabrück vorgestellt. Daraus ging hervor, Bode, der seit 1995 für das Bistum zuständig ist, habe „in den ersten Jahrzehnten seiner Amtszeit mehrfach Beschuldigte, auch solche, an deren Gefährlichkeit kaum Zweifel bestehen konnte, in ihren Ämtern belassen oder in Ämter eingesetzt, die weitere Tatgelegenheiten ermöglichten, z. B. als Subsidiar und Pfarradministrator oder sogar mit Leitungsaufgaben in der Jugendseelsorge betraut“.

„Die unter den deutschen Bischöfen herausragende Geste Bischof Bodes, der sich 2010 auf den Boden legte und die Betroffenen um Entschuldigung bat, ging mit dem Versprechen einher, die Hilfen für die Opfer ganz auszuschöpfen“, so der Zwischenbericht. „Dies wurde in der Verwaltungspraxis seines Bistums gegenüber den Betroffenen jedoch nicht umgesetzt.“

In einer der Fallstudien heißt es zu Bode etwa, er „hätte darauf bestehen müssen, dass entschieden gegen den Beschuldigten vorgegangen wird, um dessen Handeln gegenüber Kindern und Jugendlichen sofort und sicher zu beenden. Dem Beschuldigten hätte insbesondere sofort verboten werden müssen, Kinder und Jugendliche in seiner Privatwohnung zu empfangen oder sich mit ihnen allein in einem geschlossenen Raum aufzuhalten; erst recht natürlich, ihnen Alkohol anzubieten. Die Einhaltung eines solchen Verbots hätte durch geeignete Maßnahmen überprüft werden müssen.“

Kurz nach der Veröffentlichung des Zwischenberichts sagte Bode bereits, er habe einen Rücktritt „intensiv“ erwogen, sich aber letztlich dafür entschieden, zu bleiben. Er habe sich „mit engen Mitarbeitenden beraten und mich entschieden, in meiner verbleibenden Amtszeit mit aller Kraft den Aufgaben und Pflichten nachzugehen, die schon der Zwischenbericht aufzeigt, und mich auch den Ergebnissen des Abschlussberichts zu stellen“.

Rücktritt trotz vorheriger Stellungnahmen

Dass er sich nun doch zum Rücktritt entschlossen habe, liege daran, dass die damals angekündigten Maßnahmen „inzwischen so weit in der Umsetzung, dass sie auch ohne meinen Leitungsdienst in diesem Bistum ihren Weg nehmen können und Wirkung entfalten werden. Der diözesane Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und geistlichen Missbrauch ist erheblich gestärkt, die Aufarbeitung geht weiter.“

„Mir war bewusst, dass die Erkenntnisse aus dem Zwischenbericht und meine Entscheidung, zunächst nicht zurückzutreten, auch das Verhältnis der Menschen im Bistum zu mir als Bischof verändern würden“, führte der Bischof aus. „Manche haben jegliches Vertrauen in mich verloren, andere haben mich ermutigt, den begonnenen Weg der Veränderung gemeinsam weiterzugehen. Insgesamt jedoch habe ich das Ausmaß der Irritationen, insbesondere in der Mitarbeiterschaft des Bistums, unterschätzt.“

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Über die Thematik des Missbrauchs hinaus sagte Bode, er habe auch „gemerkt, dass meine zunehmend angeschlagene Gesundheit es mir nicht mehr gestattet, meine Leitungsaufgaben in Osnabrück und in der Kirche in Deutschland noch weitere drei Jahre bis zur Vollendung meines 75. Lebensjahres in der für das Amt erforderlichen Weise wahrzunehmen“.

Kirchenrechtliche Anzeige

Im Dezember 2022 war durch den gemeinsame Betroffenenbeirat des Erzbistums Hamburg sowie der dieser Kirchenprovinz unterstehenden Bistümer Hildesheim und Osnabrück eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Bode eingereicht worden.

In der Anzeige gegen Bischof Bode wurde Erzbischof Stefan Heße, der für die Kirchenprovinz zuständige Hamburger Oberhirte, aufgefordert, „Handlungsschritte“ gegen den Osnabrücker Bischof einzuleiten. Bode habe „entgegen klaren päpstlichen Vorgaben gehandelt und bspw. sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige noch in diesem Jahr als ‚Beziehung‘ deklariert“.

„In der Gesamtschau sehen wir ein klares kirchenrechtliches Fehlverhalten von Bischof Bode, der zum einen die Schilderungen der Betroffenen zum Sachverhalt gänzlich falsch eingeschätzt hat, und zum anderen die Anzeige nach Rom verzögerte, begleitet von der unterlassenen kanonischen Voruntersuchung nach c. 1717, die sofort hätte eingeleitet werden müssen, als sich die junge Frau erstmalig gemeldet hat“, so der Betroffenenbeirat.

Zuletzt aktualisiert am 25. März 2023 um 12:18 Uhr (ergänzt um Stellungnahmen von Bischof Franz-Josef Bode sowie von Bischof Georg Bätzing).