Münster - Montag, 3. April 2023, 12:10 Uhr.
„Ich nehme auch in der Kirche rechte Tendenzen wahr“, hat Bischof Felix Genn am Freitagabend beim Liudgerempfang des Münsteraner Diözesankomitees in Billerbeck erklärt. Ausdrücklich in diesem Zusammenhang erwähnte er „Priester und Gläubige, die nostalgisch auf die Vergangenheit zurückblicken, sich diese zurückwünschen und gleichzeitig den Menschen erklären, wie richtig geglaubt wird“.
Christen seien aufgefordert, „hochsensibel gegenüber solchen Tendenzen zu sein und sich dagegen zur Wehr zu setzen“, betonte Genn. „Wir dürfen davor nicht die Augen verschließen.“
Festrednerin beim Liudgerempfang war die Publizistin Liane Bednarz. Sie sagte, wie das Diözesankomitee berichtete: „Konservative, und dazu zähle ich mich auch selbst, wollen die Welt, wie wir sie kennen, bewahren.“ Dabei liege ein positiver Blick auf die Gesellschaft zugrunde, keine Verfallsrhetorik oder Verschwörungstheorien.
Innerhalb der Kirche könne man daher nicht pauschal „von Rechtsextremismus sprechen, sondern von einer Abgrenzung zwischen gut-katholischem konservativen Gedankengut und jener Gruppe konservativer Katholiken, die die Grenze zum Rechtspopulismus überschreiten und rechtspopulistische Positionen übernehmen“.
Bednarz gilt als Expertin für die Thematik rechter Christen. Im Oktober 2022 hatte sich in einem Gespräch mit dem Kölner Domradio den jährlichen Marsch für das Leben in Berlin als rechts eingeordnet. Zwar achte die Kirche ansonsten darauf, sich nach rechts abzugrenzen, schaue aber beim Marsch für das Leben „nicht so genau hin“.
Stattdessen schicke die Kirche „in Person des Vorsitzenden der Bischofskonferenz sogar Grußworte. Beim ‚Marsch für das Leben‘ werden zwar nicht per se rechte Parolen verbreitet, aber es gibt personelle Verflechtungen. Alexandra Maria Linder etwa vom ‚Bundesverband Lebensrecht‘, der den Marsch organisiert, hat schon in der ‚Bibliothek des Konservatismus‘ gesprochen, die zum Umfeld der ‚Jungen Freiheit‘ gehört. Außerdem hat einer der Trägervereine des Bundesverbands der Bibliothek einen Bücherbestand zum Lebensrecht spendiert.
„Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch war beim diesjährigen ‚Marsch für das Leben‘ auch wieder mit dabei“, so Bednarz, die dann forderte: „Wenn man schon Grußworte schickt, dann sollte man diese kritischen Punkte auch ansprechen.“