Aachen - Dienstag, 13. Juni 2023, 10:00 Uhr.
Der Apostolische Nuntius für Deutschland, Erzbischof Nikola Eterović, hat bei der Aachener Heiligtumsfahrt die kirchliche Moral mit Blick auf die Ehe sowie die Gender-Ideologie verteidigt. Ortsbischof Helmut Dieser, der sich beim Synodalen Weg und anderen Gelegenheiten für eine Kehrtwende in der überlieferten Sittenlehre ausgesprochen hat, erklärte später: „Das war nicht anders zu erwarten.“
Jesus Christus habe „die Ehe von Getauften zum Sakrament erhoben“, erläuterte Eterović am Sonntag. „Sie ist das Einvernehmen zwischen Mann und Frau, eine lebenslange Gemeinschaft zu gestalten, die ‚auf das Wohl der Ehegatten und auf die Zeugung und die Erziehung von Nachkommenschaft hingeordnet ist‘ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1601).“
„Die Katholische Kirche hat diese Lehre stets in Treue zum Herrn verkündet und alten wie neuen Angriffen auf die Familie standgehalten, welche die Urzelle von Kirche und Gesellschaft ist“, betonte der Botschafter des Papstes in Deutschland.
Ausführlich zitierte Eterović Papst Franziskus: „Es gibt aber auch eine Ökologie des Menschen, wie Papst Franziskus im Anschluss an Papst Benedikt XVI. sagt, ‚denn auch der Mensch hat eine Natur, die er achten muss und die er nicht beliebig manipulieren kann. … Ebenso ist die Wertschätzung des eigenen Körpers in seiner Weiblichkeit oder Männlichkeit notwendig, um in der Begegnung mit dem anderen Geschlecht sich selbst zu erkennen. Auf diese Weise ist es möglich, freudig die besondere Gabe des anderen oder der anderen als Werk Gottes des Schöpfers anzunehmen und sich gegenseitig zu bereichern. Eben deswegen ist die Einstellung dessen nicht gesund, der den Anspruch erhebt, den Unterschied zwischen den Geschlechtern auszulöschen, weil er sich nicht mehr damit auseinanderzusetzen versteht‘ (LS 155).“
Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte der Aachener Bischof Dieser nach der Predigt: „Das war nicht anders zu erwarten. Der Nuntius vertritt – und muss vertreten – die offizielle römische Linie, aber er hat es nicht aggressiv getan.“
Er selbst pflichte dem Nuntius bei, aber „wir sagen eben immer auch an einigen Stellen noch ein paar Sätze mehr. Und das ist der Streitpunkt. Kann man das Bisherige, ohne es zu gefährden oder infrage zu stellen, auch erweitern?“ Durch derartige Positionierungen „gefährden wir nicht, was der Nuntius gesagt hat, ganz im Gegenteil“, zeigte sich Dieser überzeugt.
Zu den in Aachen verehrten Heiligtümern gehören das Kleid Mariens, die Windel und das Lendentuch Jesu sowie das Enthauptungstuch Johannes des Täufers. Die Heiligtumsfahrt, bei der die Gegenstände der Öffentlichkeit gezeigt werden, findet normalerweise alle sieben Jahre statt, was wegen der Corona-Situation allerdings von 2021 auf 2023 verschoben wurde.
Am Freitag hatte sie ihren Auftakt genommen und dauert noch bis zum 19. Juni, einem Montag, an. Die Veranstaltung als solche geht mindestens auf das 13. oder 14. Jahrhundert zurück.