Papst Franziskus beklagt geistige Armut, die zu Selbstmorden unter Jugendlichen führt

Papst Franziskus
Vatican Media

Papst Franziskus hat erklärt, der Anstieg von Selbstmorden unter Teenagern weise auf eine tiefere geistliche Armut in der heutigen Kultur hin, die junge Menschen glauben lasse, sie seien Versager.

In seiner Botschaft zum Welttag der Armen 2023 schrieb der Papst, er könne nicht umhin, "eine immer offensichtlichere Form der Armut zu erwähnen, die junge Menschen betrifft".

"Wie viel Frustration und wie viele Selbstmorde werden durch die Illusionen verursacht, die von einer Kultur geschaffen werden, die junge Menschen dazu bringt, zu denken, dass sie 'Verlierer' und 'zu nichts zu gebrauchen' sind", sagte er.

"Wir sollten ihnen helfen, auf diese bösartigen Einflüsse zu reagieren und Wege zu finden, wie sie zu selbstbewussten und großzügigen Männern und Frauen heranwachsen können."

Selbstmord ist die zweithäufigste Todesursache bei Amerikanern im Alter von 10-14 und 20-34 Jahren. Daten, die in diesem Jahr von den U.S. Centers for Disease Control and Prevention veröffentlicht wurden, zeigen, dass 22 Prozent der High-School-Schüler im Jahr 2021 ernsthaft über einen Selbstmordversuch nachgedacht haben.

Der Papst warnte, dass eine Kultur der "Eile" daran hindern könne, innezuhalten und sich um andere zu kümmern. Er fügte hinzu, das Gleichnis Jesu vom barmherzigen Samariter fordere "jeden von uns im Hier und Jetzt unseres täglichen Lebens" heraus.

"Es ist leicht, die Nächstenliebe an andere zu delegieren, doch die Berufung eines jeden Christen ist es, sich persönlich zu engagieren", so Papst Franziskus.

Der Papst wies darauf hin, dass die Jugend besonders anfällig für kulturelle Veränderungen sei, die dazu geführt hätten, "alles Unangenehme oder Leid verursachende zu vernachlässigen und körperliche Qualitäten zu verherrlichen, als wären sie das primäre Ziel im Leben".

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"Wir leben in einer Zeit, die nicht besonders sensibel für die Bedürfnisse der Armen ist. Der Druck, einen wohlhabenden Lebensstil anzunehmen, nimmt zu, während die Stimmen derer, die in Armut leben, eher ungehört bleiben", sagte er.

Papst Franziskus hat den Welttag der Armen 2016 zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit der katholischen Kirche eingeführt. Der Tag wird jedes Jahr am 33. Sonntag im Jahreskreis gefeiert, eine Woche vor dem Christkönigsfest.

Der siebte Welttag der Armen wird am 19. November begangen und steht unter dem Motto "Wende dein Antlitz nicht ab von dem, der arm ist", das aus dem Buch Tobit 4,7 stammt.

In der Botschaft, die am 13. Juni, dem Festtag des heiligen Antonius von Padua, unterzeichnet wurde, hob der Papst hervor, wie "dramatische Preissteigerungen" viele Familien weiter verarmen ließen.

"Wenn eine Familie zwischen Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung wählen muss, dann müssen wir auf die Stimmen derer hören, die das Recht auf beide Güter im Namen der Würde der menschlichen Person verteidigen", sagte er.

Papst Franziskus beklagte auch die Probleme der Arbeitnehmer, darunter "die unmenschliche Behandlung vieler männlicher und weiblicher Arbeiter, die unzureichende Entlohnung für die geleistete Arbeit, die Geißel der Arbeitsplatzunsicherheit und die übermäßige Zahl von Todesfällen durch Unfälle, die oft das Ergebnis einer Mentalität sind, die den schnellen Profit über einen sicheren Arbeitsplatz stellt."

"Wir erinnern uns an die Betonung des heiligen Johannes Paul II., dass die erste Grundlage des Wertes der Arbeit der Mensch selbst ist ... Wie wahr es auch sein mag, dass der Mensch zur Arbeit bestimmt und dazu berufen ist, in erster Linie ist die Arbeit 'für den Menschen' und nicht der Mensch 'für die Arbeit'", sagte er und zitierte die Enzyklika Laborem Exercens von Johannes Paul II.

Franziskus, der sich derzeit nach einer Hernienoperation im Krankenhaus erholt, schrieb, dass "die Fürsorge für die Armen mehr ist als nur eine Frage des schnellen Austeilens".

Er sagte, die Fürsorge für die Armen erfordere "die Wiederherstellung der gerechten zwischenmenschlichen Beziehungen, die durch die Armut geschädigt werden", und führe dazu, "in den Genuss von Barmherzigkeit und Nächstenliebe zu kommen, die unserem gesamten christlichen Leben Sinn und Wert verleihen".

"Was die Armen brauchen, ist gewiss unsere Menschlichkeit, unser für die Liebe offenes Herz", sagte Papst Franziskus.

"Der Glaube lehrt uns, dass jeder arme Mensch ein Sohn oder eine Tochter Gottes ist und dass Christus in ihm gegenwärtig ist. Wie ihr es einem dieser Geringsten getan habt, die zu meiner Familie gehören, so habt ihr es mir getan" (Mt 25,40).

Papst Franziskus zitierte auch die heilige Thérèse von Lisieux, die in ihrer Autobiographie "Geschichte einer Seele" schrieb, dass "die Nächstenliebe nicht in der Tiefe des Herzens verschlossen bleiben darf".

"'Niemand', sagt Jesus, 'zündet eine Kerze an, um sie unter einen Scheffel zu stellen, sondern stellt sie auf einen Leuchter, damit sie allen im Haus Licht spendet.' Für mich stellt diese Kerze die Nächstenliebe dar, die nicht nur denjenigen, die mir am nächsten stehen, Licht und Freude bringen soll, sondern allen im Haus, ohne Ausnahme", schrieb die französische Karmelitin.

Papst Franziskus fügte hinzu: "In diesem unserem Haus, das die Welt ist, hat jeder ein Recht darauf, das Licht der Nächstenliebe zu erfahren; niemandem darf dieses Licht vorenthalten werden. Möge die unerschütterliche Liebe der heiligen Thérése unsere Herzen an diesem Welttag der Armen bewegen und uns helfen, 'unser Gesicht nicht von den Armen abzuwenden', sondern es immer auf das menschliche und göttliche Antlitz Jesu Christi, unseres Herrn, zu richten."

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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