„Versöhnung versetzt Berge": Was die Kirche vom polnisch-deutschen Weg lernen kann

Kardinal Gerhard Ludwig Müller am Altar der Kirche in Campo Santo Teutonic beim Feiern der Festmesse am 26. Oktober 2015
Kardinal Gerhard Ludwig Müller am Altar der Kirche in Campo Santo Teutonic beim Feiern der Festmesse am 26. Oktober 2015
CNA/Angela Ambrogetti
Erzbischof Stanislaw Gadecki predigt in der Kirche des Campo Santo Teutonico am 26. Oktober 2015
Erzbischof Stanislaw Gadecki predigt in der Kirche des Campo Santo Teutonico am 26. Oktober 2015
CNA/Wimmer
Botschafterin Annette Schavan (zweite von links) bei der Festmesse.
Botschafterin Annette Schavan (zweite von links) bei der Festmesse.
CNA/Wimmer

Vor 50 Jahren begann die Korrespondenz zwischen den polnischen und deutschen Bischöfen, die bis heute eine zentrale Rolle in der Versöhnung der beiden Länder darstellt. Mit einer Festmesse und einer Konferenz wurde im Vatikan nun des gemeinsamen Weges gedacht und dessen Weitergang reflektiert.

Den Auftrakt machte ein feierlicher Gottesdienst in der Kirche des Campo Santo Teutonico. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, zelebrierte die Eucharistiefeier, an der zahlreiche Vertreter der Kirche in beiden Ländern teilnahmen. Die Feier wurde auf Latein, Polnisch und Deutsch gefeiert.

Erzbischof Stanislaw Gadecki, Präsident der polnischen Bischofskonferenz, sagte in seiner Predigt „wir versammeln uns zu einer Danksagung für dieses – was das polnisch-deutsche Verhältnis in der Nachkriegszeit betrifft – epochale Ereignis.”

Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz zitierte den oft hervorgehobenen Kern der Botschaft:  „Wir strecken unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung.”

Der auch in Polen erst auf Widerstand gestossene Schritt der Versöhnung der polnischen Bischöfe habe aber noch mehr geleistet: „Er lehrt uns einen perspektivischen Blick, der besonders im gesellschaftlichen, politischen und religiösen Leben unentbehrlich ist. Obwohl wir gern sofort die Früchte unseres Bemühens sehen möchten, muss man sich oft mit Geduld und Ausdauer beim Streben nach dem Guten wappnen.”

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Abschliessend zitierte Erzbischof Gadecki, der auf Italienisch predigte, die alte römische Redewendung historia est magistra vitae: „Wir sind uns bewusst, dass wir immer noch viel lernen können, wenn wir Christus anschauen, die Geschichte unserer Nationen gürndlich lesen und das spirituelle und materielle Gute der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen berücksichtigen.”

Bei der anschließenden Konferenz reflektierten zwei Historiker, der in Polen lehrende Professor Klaus Ziemer aus Deutschland und die Polin Anna Wolff-Poweska, die Hintergründe. Für Kardinal Karl Lehmann trug Prälat Eugen Kleindienst eine theologische Reflektion vor, die auf der polnischen Seite durch eine Reflektion des Primas und Erzbischof emeritus Henryk Muszynski ergänzt wurde.

Die ebenfalls anwesende Botschafterin Deutschlands am Heiligen Stuhl, Annette Schavan, sprach zusammen mit Erzbischof Gadecki das Schlusswort der Veranstaltung. Gegenüber CNA betonte die deutsche Diplomatin, wie wichtig die Erfahrungen und Einsichten des Versöhnungswegs auch für die heutige Situation und Zeit seien – etwa mit Blick auf die Flüchtlingskrise: „Versöhnung versetzt Berge", so Schavan wörtlich. 

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