Berlin - Dienstag, 12. September 2023, 15:30 Uhr.
Bischof Georg Bätzing hat am Montag betont: „Das Christentum und der Islam sind die beiden größten Religionsgemeinschaften auf unserer Erde. Nur wenn Christen und Muslime miteinander in Frieden leben, hat der Weltfrieden eine Chance.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hatte sich am Rande des 37. Internationalen Friedenstreffens der Laienbewegung Sant’Egidio mit dem Scheich der ägyptischen Al-Azhar-Universität, Großimam Ahmad al-Tayyeb, getroffen.
„Mit dem Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen haben Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb vor vier Jahren in Abu Dhabi einen eindringlichen Friedensappell formuliert“, erinnerte Bätzing. „Weil Christen und Muslime an den gerechten und barmherzigen Gott glauben, widersagen sie jeder Form von Hass und Gewalt im Namen Gottes; ‚denn Gott, der Allmächtige, hat es nicht nötig, von jemandem verteidigt zu werden; und er will auch nicht, dass sein Name benutzt wird, um die Menschen zu terrorisieren‘.“
„Bei unserer heutigen Begegnung habe ich Großimam Ahmad al-Tayyeb für diese wegweisenden Worte gedankt“, sagte der DBK-Vorsitzende. „Gleichzeitig haben wir über die Hürden gesprochen, die es auf dem Weg zum Frieden zu überwinden gilt. Wir waren uns einig: Der Frieden ist für Christen und Muslime die große Aufgabe unserer Zeit. Packen wir es an und wirken wir gemeinsam als Friedensstifter!“
Auch Bischof Bertram Meier traf sich in seiner Funktion als Vorsitzender der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog der DBK mit al-Tayyeb und erklärte: „Mit Wertschätzung und Hochachtung – so sollen Christen und Muslime einander begegnen. Bei allen Unterschieden verbindet uns der Glaube an den einen Gott und die Verantwortung für unser gemeinsames Haus.“
„Letztlich geht es darum, im Anderen einen Bruder und eine Schwester zu erkennen“, betonte Meier. „Wie gut, dass Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyeb da am gleichen Strang ziehen! Im Februar dieses Jahres konnte ich bei meiner Abu-Dhabi-Reise feststellen, dass das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen weltweit seine Wirkung entfaltet. Durch ihr Vorbild stärken der Papst und der Großimam auch die vielfältige Dialog-Landschaft in Deutschland.“
Unter Katholiken war das Dokument besonders wegen einer Passage umstritten, in der es heißt: „Der Pluralismus und die Verschiedenheit in Bezug auf Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache entsprechen einem weisen göttlichen Willen, mit dem Gott die Menschen erschaffen hat.“ Während ein Pluralismus mit Blick etwa auf das Geschlecht klar dem Schöpfungsplan Gottes entspreche, könne man dies mit Blick auf verschiedene Religionen nicht sagen, denn es gebe nur einen Weg zum Heil, lautete die Kritik.