Neuer Chef von Glaubens-Dikasterium: „Die deutsche Kirche hat ernste Probleme“

Erzbischof Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Der neue Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Glaubenslehre, der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat konstatiert: „Die deutsche Kirche hat ernste Probleme und muss offensichtlich über eine Neuevangelisierung nachdenken.“

In einem Interview mit Edward Pentin vom National Catholic Register sagte Fernández, die deutsche Kirche verfüge „heute nicht über Theologen auf dem Niveau derer, die in der Vergangenheit so beeindruckend waren.“

Mit Blick auf den Synodalen Weg bestehe das Risiko darin „zu glauben, dass die Kirche in Deutschland aufblühen wird, wenn sie einige progressive Neuerungen zulässt. Das ist nicht das, was Papst Franziskus vorschlagen würde, der eine erneuerte Missionierung betont hat, die sich auf die Verkündigung des Kerygmas konzentriert: die unendliche Liebe Gottes, die sich im gekreuzigten und auferstandenen Christus offenbart hat.“

Nicht ausdrücklich ging der Erzbischof auf die Frage von Pentin ein: „Inwieweit glauben Sie, dass Ihre Offenheit gegenüber Segnungen gleichgeschlechtlicher Verbindungen und Ihr ausdrücklicher Wunsch, einen sanfteren Umgang mit häretischen Theologen oder Positionen zu fördern, der deutschen Situation helfen könnte?“

Stattdessen betonte er, sein berühmtestes Buch enthalte tägliche Betrachtungen zum Heiligen Geist. Als Priester habe er sich in seinen Pfarreien um „eucharistische Anbetung, Katechismuskurse, Bibelkurse, Hausbesuche mit der Gottesmutter und ein Gebet zur Segnung des Hauses konzentriert“. In seinen Predigten als Erzbischof habe er „über Christus“ gesprochen, „über das Gebet, über den Heiligen Geist, über Maria, über die Heiligung“.

Nichtsdestotrotz steht Fernández seit seiner Ernennung als Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre unter manchen Katholiken in der Kritik. So sagte er etwa vor rund zwei Monaten mit Blick auf die Segnung homosexueller Verbindungen: „Es gibt biblische Texte, die man nicht ‚materiell‘ auslegen sollte, ich meine nicht ‚wörtlich‘. Die Kirche hat seit langem die Notwendigkeit einer Hermeneutik verstanden, die sie in ihrem historischen Kontext interpretiert. Das bedeutet nicht, dass sie ihren Inhalt verlieren, sondern vielmehr, dass sie nicht völlig für bare Münze genommen werden sollten. Andernfalls müssten wir zum Beispiel das Gebot des Paulus befolgen, dass Frauen ihr Haupt bedecken sollen.“

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Gefragt, ob ein tieferes Verständnis der kirchlichen Lehre auch von einer „Überwindung der Homosexualität als ‚objektiv ungeordnet‘“ ausgehe, „einer Definition im Katechismus, die weiterhin diejenigen verletzt, die in einem nicht gewählten sexuellen Zustand leben, und auch ihre Familien“, sagte Fernández damals: „Dies ist ein Problem der theologischen Sprache, die manchmal die Wirkung ignoriert, die sie in den Herzen der Menschen haben kann, als ob sie gleichgültig gegenüber dem Schmerz wäre, den sie verursacht. Aber, wie Sie wissen, ist das nicht der Fall bei Papst Franziskus, der zweifellos eine andere Sprache verwenden würde.“

Gegenüber Edward Pentin sagte Fernández nun, er würde nicht davon sprechen, die Kirche zu „modernisieren“: „Der Ausdruck ‚die Kirche modernisieren‘ könnte uns zu dem Irrtum verleiten, den immerwährenden und immer neuen Reichtum der Kirche, einschließlich des Evangeliums, unter den Rahmen einer bestimmten Epoche (in diesem Fall der Moderne) zu subsumieren, die ebenso vergehen wird, wie alle anderen Epochen vergangen sind. Kurzum, der Ausdruck ‚die Kirche modernisieren‘ ergibt für mich keinen Sinn.“ Ein besserer Begriff sei jener der „Reform“.

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Außerdem sagte er: „Wenn wir von Gehorsam gegenüber dem Lehramt sprechen, wird dies in mindestens zwei Bedeutungen verstanden, die untrennbar und gleichermaßen wichtig sind. Der eine ist der eher statische Sinn, der eines ‚Glaubensgutes‘, das wir unbeschadet bewahren müssen.“

Gleichzeitig gebe es „ein besonderes Charisma für diese Bewahrung, ein einzigartiges Charisma, das der Herr nur Petrus und seinen Nachfolgern gegeben hat. In diesem Fall handelt es sich nicht um eine Hinterlegung, sondern um eine lebendige und aktive Gabe, die in der Person des Heiligen Vaters am Werk ist.“

„Ich habe dieses Charisma nicht, Sie nicht und auch Kardinal Burke nicht“, betonte Fernández, der in der Frage nicht auf den US-amerikanischen Kardinal, der stellenweise deutliche Kritik am Pontifikat von Franziskus geübt hat, angesprochen worden war. „Heute hat es nur Papst Franziskus. Wenn Sie mir nun sagen, dass einige Bischöfe eine besondere Gabe des Heiligen Geistes haben, um die Lehre des Heiligen Vaters zu beurteilen, geraten wir in einen Teufelskreis (in dem jeder behaupten kann, die wahre Lehre zu kennen), und das wäre Häresie und Schisma. Denken Sie daran, dass Häretiker immer glauben, die wahre Lehre der Kirche zu kennen. Leider verfallen heute nicht nur einige Progressive in diesen Irrtum, sondern paradoxerweise auch einige traditionalistische Gruppen.“