Neuer Glaubens-Präfekt: Ende von Zölibat ist „eine mögliche Hypothese“

Erzbischof Víctor Manuel Fernández
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Der von Papst Franziskus neu ernannte Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, Erzbischof Víctor Manuel Fernández, hat erklärt, die Weihe verheirateter Männer zum Priester sei „eine mögliche Hypothese, wie es auch im Osten geschieht“. Es handle sich aber um „eine Entscheidung, die der Papst abwägen muss“, so der bereits zum Kardinal ernannte Fernández in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.

Über die Weihe von Frauen zu Diakonen sagte er, „dass es uns nicht helfen wird, dieses Problem isoliert zu analysieren. Was dahinter steckt und viel tiefer geht, ist der Diskurs über die Macht in der Kirche und den Zugang von Frauen zu Orten, an denen es Entscheidungsmacht gibt. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen auf der Synode abstimmen.“

Das traditionelle Argument dafür, dass Frauen nicht zu Diakonen geweiht werden können, ist, dass das Weihesakrament ein einziges Sakrament mit drei Stufen ist – Diakonat, Presbyterat und Episkopat. Die Zulassung von Frauen zum Diakonat würde also mit sich bringen, das Frauen auch zu Priestern oder Bischöfen geweiht werden könnten, denn es handelt sich ja nicht um ein grundsätzlich anderes Sakrament.

Papst Johannes Paul II. aber bestätigte 1994: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“

Gefragt, ob ein tieferes Verständnis der kirchlichen Lehre auch von einer „Überwindung der Homosexualität als ‚objektiv ungeordnet‘“ ausgehe, „einer Definition im Katechismus, die weiterhin diejenigen verletzt, die in einem nicht gewählten sexuellen Zustand leben, und auch ihre Familien“, sagte Fernández: „Dies ist ein Problem der theologischen Sprache, die manchmal die Wirkung ignoriert, die sie in den Herzen der Menschen haben kann, als ob sie gleichgültig gegenüber dem Schmerz wäre, den sie verursacht. Aber, wie Sie wissen, ist das nicht der Fall bei Papst Franziskus, der zweifellos eine andere Sprache verwenden würde.“

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es eindeutig: „Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen haben tiefsitzende homosexuelle Tendenzen. Diese Neigung, die objektiv ungeordnet ist, stellt für die meisten von ihnen eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitgefühl und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihres Verfaßtheit erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen.“

Mit Blick auf die Segnung homosexueller Verbindungen erklärte der neue Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre: „Es gibt biblische Texte, die man nicht ‚materiell‘ auslegen sollte, ich meine nicht ‚wörtlich‘. Die Kirche hat seit langem die Notwendigkeit einer Hermeneutik verstanden, die sie in ihrem historischen Kontext interpretiert. Das bedeutet nicht, dass sie ihren Inhalt verlieren, sondern vielmehr, dass sie nicht völlig für bare Münze genommen werden sollten. Andernfalls müssten wir zum Beispiel das Gebot des Paulus befolgen, dass Frauen ihr Haupt bedecken sollen.“

Die Glaubenskongregation hatte noch im Jahr 2021 nach einer langen Erläuterung festgestellt: „Aus diesen Gründen verfügt die Kirche weder über die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts im oben gemeinten Sinne zu segnen, noch kann sie über diese Vollmacht verfügen.“

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