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Basilika Santa Maria sopra Minerva
Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens
Rom, 8. Dezember 2016
Liebe Brüder und Schwestern,
das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis ist eines der Hochfeste, das vom Volk Gottes am tiefsten empfunden und von Großen und Kleinen am liebsten begangen wird. Die geistliche Schönheit der Gottesmutter bringt uns gleichsam instinktiv dazu, uns an sie zu wenden, als Mutter Gottes und Mutter der Kirche – vor allem in den schwierigen Momenten des menschlichen Lebens.
Es war kein Zufall, dass Papst Pius IX. im Jahr 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis verkündete, in einer der schwierigsten Phasen der Kirche und des Papsttums. Als er am 10. Februar als Flüchtling in Gaeta zum Heiligtum der Madonna della Civita hinaufstieg, entschloss er sich zu Füßen der Gottesmutter, das Dogma der Unbefleckten Empfängnis offiziell und verbindlich zu verkünden, das schon so lange in der Verehrung der Gläubigen lebendig war.
Maria erscheint seitdem in der lehramtlichen Definition als "die ganz Reine und Schöne, die vor der Erbsünde und jeder anderen Sünde bewahrt worden ist, als Mutter Gottes und des Messias". Gott hatte sie als einzigartiges Geschöpf für sich reserviert, um sie zu einer würdigen Wohnung der Menschwerdung seines Sohnes zu bereiten, den er zum Heil der Menschen in die Welt schicken wollte.
Das heutige marianische Fest hat in dem Maß eine besondere Bedeutung, in dem wir in der Freude des Evangeliums als Gläubige gerufen sind, Verkünder der frohen Botschaft des Gottesreiches zu sein. Denn Maria ist ja, nach Jesus, selbst die frohe Botschaft, die die Menschheit auch heute annehmen kann, in einer Welt, die von so vielen Formen der Sünde verdunkelt wird und von so vielen Schatten, die es nötig haben, vom Licht Jesu und Mariens erhellt zu werden.
Das Wort Gottes stellt uns an diesem Hochfest deshalb das große Geheimnis des Heils der Menschheit vor Augen, in der die unbefleckte Gottesmutter eine ganz besondere Rolle und Aufgabe hat.
Denn die Mission und Berufung Mariens in ihrem vollkommenen Ja zu Gott ist in dieser Glaubenswahrheit zusammengefasst: Sie ist vor der Erbschuld ausgenommen, sie ist ganz und gar voll der Gnade, Mutter Christi, Mutter der Kirche, Glanz der Schönheit, Vorbild der Heiligkeit. Das sind nur einige ihrer Titel, die im allgemeinen Rahmen des Dogmas der Unbefleckten Bedeutung enthalten sind. Und wie alle Dogmen der Kirche sind es keine abstrakten Aussagen, sondern finden ihren Widerhall in der Wirklichkeit, im Glauben und im Herzen eines jeden Gläubigen. Die unbefleckte Gottesmutter ist eine klare Einladung an alle Christen, sich auf den Weg der Gnade zu begebe und von der Sünde zu entfernen, um sich nicht länger den unterschiedlichen Versuchungen und Verführungen auszusetzen, die den Menschen seiner Zerstörung entgegen führen.
Das Bild der Unbefleckten kennen wir in unserer christlichen Ikonografie sehr gut. Maria zertritt den Kopf der verführerischen Schlange: Satans, des Ursprungs und der Ursache allen Übels im Menschen und in der Welt.
In diesem Geheimnis der Erlösung wird die Würde der Menschen bestätigt, der in der Taufe in den unschuldigen Stand der Gnade und der Freundschaft mit Gott zurückversetzt wird. Diesem Menschen allein ist es anheim gestellt, durch seinen freien Willen auf diese erste Liebe und auf seine Berufung zu einem Leben der Gnade durch Gott zu antworten, wie es Maria im Augenblick ihrer Verkündigung getan hat.
Der Text des Lukasevangeliums lässt uns diesen einzigartigen und unwiederholbaren Moment der menschlichen Geschichte und der Heilsgeschichte der Menschheit gleichsam mit Händen greifen. Das Ja Mariens ist das moralische und geistige Kriterium und der Heilsplan für jeden Christen, der auf dem Weg der Heiligkeit voranschreiten will.
Im Ostergeheimnis der Auferstehung Christi und in der unbefleckten Empfängnis Mariens können wir verstehen, wer wir wirklich vor dem Angesicht Gottes sind.
Die Unbefleckt Empfangene Mutter aller möge über unserem Weg wachen und uns die Straßen zur Begegnung mit ihrem Sohn Jesus Christus weisen.
Amen.