Delegierte der Weltsynode fordern „größere Unterscheidung“ bei kirchlicher Sexualmoral

Weltsynode zur Synodalität am 11. Oktober 2023
Vatican Media

Die Delegierten der Weltsynode zur Synodalität haben „um eine größere Unterscheidung in Bezug auf die Lehre der Kirche zum Thema Sexualität gebeten“, sagte ein Sprecher des Vatikans am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Die Aussage scheint den wiederholten Beteuerungen der Organisatoren der Synode zu widersprechen, wonach die einmonatige Versammlung sich nicht mit Fragen der Lehre befassen, sondern sich stattdessen auf die Frage konzentriere, wie die Kirche ihren Mitgliedern besser zuhören kann.

Die Diskussion über die Sexuallehre kam während der Arbeit der Synodenmitglieder in der Morgensitzung auf, berichtete Paolo Ruffini, der Präsident der Kommunikationskommission der Synode. In dieser Sitzung befassten sich die Teilnehmer mit dem Thema „Barmherzigkeit und Wahrheit“. Zu diesem Thema gehört auch die kontroverse Frage, „welche konkreten Schritte erforderlich sind, um diejenigen aufzunehmen, die sich heute aufgrund ihres Status oder ihrer Sexualität von der Kirche ausgeschlossen fühlen“.

Ruffini sagte, einige hätten um weitere Unterscheidung zur Sexuallehre der Kirche gebeten. Andere hingegen hätten gesagt, es bestehe „keine Notwendigkeit für diese weitere Unterscheidung“.

Ruffini ging nicht näher darauf ein, was er mit dem Begriff der „Unterscheidung“ meinte. Er wurde nicht gebeten, dies zu erläutern.

Die Delegierten hatten die Forderung nach einer größeren „Unterscheidung“ mit Blick auf die Sexuallehre der Kirche während der Diskussion der Versammlung über das kontroverse Thema der Inklusion von Menschen gestellt, die sich als LGBT bezeichnen.

Die Vertreter der Kleingruppen, die dem Thema zugeordnet waren, trugen den an ihrem jeweiligen Tisch verfassten Bericht vor der Versammlung vor, andere hielten daraufhin Reden.

Ruffini sagte, dass die Reden, die sich mit der „sexuellen Identität“ befassten, „mit Verantwortung und Verständnis aufgenommen wurden, wobei dem Evangelium und der Lehre der Kirche treu geblieben wurde“. Er fügte hinzu, dass weitgehende Einigkeit darüber herrschte, dass die Kirche „jede Form von Homophobie zurückweisen muss“ und dass die mangelnde Vertrautheit mit dem persönlichen Weg von Menschen, die sich als LGBT bezeichnen, zu „vielen Problemen“ führe.

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Einige Redner betonten demnach die Wichtigkeit der Begegnung mit solchen Personen sowie die Entwicklung von pastoralen Diensten, „um deren Leben zu verstehen“, so Ruffini, während andere „die Wichtigkeit betonten, innerhalb der kirchlichen Lehre zu bleiben“.

Ruffini sagte, das Klima sei nicht durch Polarisierung, sondern durch einen familiären Meinungsaustausch gekennzeichnet gewesen. „Wie können wir alle willkommen heißen und andererseits der Wahrheit treu bleiben?“, beschrieb er das Thema der Debatte.

Der Sprecher der Synode gab nicht bekannt, welche Teilnehmer hinter dem Vorstoß für eine „größere Unterscheidung“ mit Blick auf die kirchliche Sexuallehre stehen, aber mehrere Teilnehmer an der Synode haben bereits ihre Absicht signalisiert, auf Änderungen der kirchlichen Lehre zu diesem Thema zu drängen.

Die deutschen Bischöfe Georg Bätzing und Franz-Josef Overbeck haben etwa im Vorfeld angekündigt, sie wollten sich auf der Synode für eine breitere Akzeptanz der Vorschläge des deutschen Synodalen Wegs einsetzen. Mit deutlicher Mehrheit auch der Bischöfe hatte der Synodale Weg im März beschlossen, homosexuelle Verbindungen zu segnen.

Sollten bei der Weltsynode zur Synodalität auch Fragen der Lehre zur Debatte stehen, würde dies wiederholten gegenteiligen Beteuerungen von Spitzenvertretern des Prozesses zuwiderlaufen.

Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, der Generalrelator der Synode, sagte im August 2022, die Synode sei „nicht dazu da, die Lehre zu ändern, sondern die Haltungen“. Im vergangenen Juni sagte der Apostolische Nuntius in den USA, Kardinal Christoph Pierre, den US-Bischöfen, Synodalität sei „kein Deckmantel für die Änderung der Lehre“, sondern „eine Art, Kirche zu sein“. Und Kardinal Mario Grech, der für die Bischofssynode als solche verantwortlich ist, sagte im vergangenen Juli als Antwort auf Fragen zu möglichen Lehränderungen durch die Synode, niemand wolle „von der Lehre der Kirche abweichen“.

Am Donnerstag sollen die Kleingruppen, die mit der Frage der Inklusion von Menschen, die sich als LGBT bezeichnen, ihre Berichte fertigstellen und sie den Synodenorganisatoren vorlegen. Anhand der Berichte werden dann Entwürfe für die Beratungen der Versammlung erstellt, die in einer endgültigen Zusammenfassung gipfeln, welche die Delegierten Ende des Monats verabschieden sollen.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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