Düsseldorf - Freitag, 1. Dezember 2023, 15:30 Uhr.
Der Abt der Dormitio-Abtei in Jerusalem, Nikodemus Schnabel OSB, hat angesichts der Lage im Heiligen Land betont: „Ich bin weder pro Israel, noch bin ich pro Palästina.“ Für ihn gelte: „Ich bin pro Mensch.“
Im Gespräch mit der Rheinischen Post vom Freitag sagte der Benediktinerabt, er sei zwar „ein sehr politisch denkender Mensch“, in erster Linie aber sei er „Mönch, Seelsorger, Theologe“. So habe er „auf viele Dinge den Blick eines gläubigen Menschen. Gerade diese spezifische Perspektive kommt mir im aktuellen Diskurs nicht genügend vor. Das Heilige Land kann ohne Religion nicht verstanden werden.“
In diesem Zusammenhang kritisierte er die Kirche in Deutschland. Es würden zwar „richtige Sachen gesagt“, die er habe „von Politikern und Rechtsexperten genauso“ höre. „Doch wo ist eigentlich der spezifische Beitrag der Kirchen?“, fragte Schnabel. „Viel klingt für mich nach Staatsräson und sehr wenig nach Bergpredigt.“
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„Natürlich beten wir für die Opfer“, sagte der Abt. „Wer aber betet für die Mörder? Also für einen Menschen, der das Schlimmste tat, was ein Mensch tun kann? Für mich gehört es dazu, jetzt auch für die Täter zu beten, dass sie voller Erschrecken erkennen, was sie Furchtbares getan haben, bereuen und einen barmherzigen Gott finden.“
Angesprochen auf die Zukunft des Heiligen Landes sagte Schnabel: „Meine palästinensischen Freunde und unsere Angestellten, die Palästinenser sind, haben für die Hamas kein gutes Wort übrig. Die Unterstützung schwindet. Ähnlich ist es in Israel, wo Hunderttausende Israelis jeden Samstag auf die Straßen gingen, um gegen die Regierung zu protestieren. Nach diesem Krieg muss ein ganz neuer Prozess des Nachdenkens beginnen.“
„Ich wünsche mir, dass auf beiden Seiten die besonnenen Kräfte ans Ruder kommen“, so der Abt.