Köln - Freitag, 19. Januar 2024, 7:00 Uhr.
Kardinal Rainer Maria Woelki hat am Donnerstag einen Soldatengottesdienst im Kölner Dom gefeiert und ist dabei auf Fragen von Krieg und Frieden eingegangen. Auf der einen Seite der Debatte verortete der Kölner Erzbischof einen „radikalen Pazifismus“, auf der anderen „die sogenannte Lehre vom bellum iustum, wörtlich von dem gerechten Krieg“.
Die Seligpreisung jener, „die Frieden stiften“, in der Bergpredigt, dürfe laut kirchlicher Lehre nicht „im Sinne eines radikalen Gewaltverzichts“ gedeutet werden, sondern es müsse „darum gehen, Wege zu einem nachhaltigen Frieden zu finden“.
Gewalt könne dabei „nicht immer völlig ausgeschlossen werden“, betonte Woelki. „Denn als Ultima Ratio und somit als ein notwendig kleineres Übel sei eine solche gewaltsame Verteidigung aus Notwehr und in engen Grenzen moralisch zu tolerieren. Allerdings müsse sie eben durch eine legitime Autorität erlaubt sein und einen gerechtfertigten Grund, ein realistisches Ziel sowie eine moralisch gute Intention aufweisen.“
„Krieg und Gewalt, liebe Schwestern, liebe Brüder, bleiben demnach immer ein Übel“, sagte der Kardinal. „Sie sind nie Ausdruck von Gerechtigkeit.“
Der Begriff „bellum iustum“ solle also besser als „gerechtfertigter Krieg“ übersetzt werden, so Woelki. „Diese Sicht wurde selbst in der jüngeren Geschichte der Kirche etwa weder von Papst Johannes XXIII., der seine große Friedensenzyklika ‚Pacem in terris‘ 1963 zu dieser Thematik verfasst hatte, noch von Papst Franziskus jemals aufgegeben. Wohl aber erklären beide Päpste den Gebrauch bestimmter Waffensysteme als unvereinbar mit christlicher Ethik.“
Die Lehre vom „bellum iustum“ habe „in der Kirche durchaus nach wie vor Bestand – als Mittel zu wirklichem Frieden und als Notwehr. Denn Notwehr ist im letzten deshalb gerechtfertigt, weil ohne sie möglicherweise der Terror oder die Despotie das Regiment übernehmen, eine legitime staatliche Gewalt ersetzen und Unheil über die Menschen bringen würde. Es handelt sich bei ihr aber lediglich um ein Abwehrrecht, nicht um ein positives Recht oder gar eine moralische Pflicht zur Selbstverteidigung mit allen Mitteln.“
Fazit: „Das Ziel eines gerechtfertigten Krieges ist und bleibt so immer die Erlangung des Friedens, und zwar eines wirklichen, eines gerechten Friedens.“
Den anwesenden Soldaten gab er mit auf den Weg, „das Ziel eines nachhaltigen Friedens sollte nicht nur Kompass Ihres Handelns sein. Vielmehr wäre ein solcher nachhaltiger Frieden immer auch ein Geschenk, Ihr Geschenk an unser Volk und an alle Menschen, die guten Willens sind.“