Speyer - Freitag, 2. Februar 2024, 13:00 Uhr.
Laut Bischof Karl-Heinz Wiesemann hat die vatikanische Erklärung Fiducia supplicans über „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ die Kirchentüren „zumindest einen Spalt weit“ geöffnet.
Der Bischof von Speyer forderte, diese pastorale Praxis von Segnungen auch zu einer Fortentwicklung der Lehre zu führen. Bereits vor der Veröffentlichung von Fiducia supplicans habe er dazu ermuntert, derartige Segnungen vorzunehmen, denn „sowohl im Hinblick auf Gläubige, deren Ehe zerbrochen ist und die wieder geheiratet haben, als auch insbesondere im Hinblick auf gleichgeschlechtlich orientierte Menschen ist es dringend an der Zeit – vor allem vor dem Hintergrund einer langen Geschichte mit tiefgehenden Verletzungen –, eine andere, aus dem Evangelium inspirierte pastorale Haltung zu finden. Wir wollen den Gläubigen ein deutliches Zeichen der Nähe Gottes in der Gemeinschaft der Kirche geben.“
Wiesemann äußerte sich zu einer Reihe von Themen im Rahmen der Jahrespressekonferenz am Donnerstag, darunter die Synodalität auch auf weltkirchlicher Ebene sowie bestimmte als rechtsextrem charakterisierte politische Positionen.
„Kirche geht nur gemeinsam – im Miteinander aller Gläubigen“, erklärte der Bischof. Die von Papst Franziskus lancierte mehrjährige Weltsynode zur Synodalität, die im Herbst zu Ende gehen soll, habe gezeigt, „welche Weiterentwicklungen der Lehre und welche konkreten Reformen notwendig sind, wenn wir uns immer mehr als synodale Kirche begreifen“.
Das Bistum fasste zusammen: „Dazu gehören, so der Bischof, die Suche nach Formen echter Mitberatung und Mitentscheidung aller Gläubigen, eine deutliche Aufwertung der Rolle der Frau, einschließlich eines vertieften Nachdenkens über die Öffnung der Weiheämter für Frauen, sowie das Bemühen um eine veränderte Sexualmoral.“
Zur politischen Lage sagte Wiesemann: „In einer Zeit, in der auch unser Miteinander in Staat und Gesellschaft von Manchen immer unverhohlener angegriffen wird, ist es umso wichtiger, dass wir als Kirche aus der einenden und versöhnenden Kraft des Glaubens heraus den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.“
Auch hier fasste das Bistum zusammen, der Bischof habe sich „auch zur in mehreren Bundesländern als rechtsextremistisch eingestuften AfD“ positioniert und geäußert, „dass deren ausländerfeindliche, antidemokratische und nationalistische Grundhaltung mit dem christlichen Menschenbild und der Vorstellung einer freiheitlichen, demokratisch-rechtsstaatlichen und sozialen Gesellschaft unvereinbar ist“.