München - Dienstag, 13. Februar 2024, 9:30 Uhr.
Bei einem Symposium am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, die am Wochenende stattfindet, hat Kardinal Reinhard Marx am Montag erklärt: „Ich bin zuversichtlich und hoffe und wünsche, dass es ein katholischer Think Tank für nachhaltigen Frieden sein möge!“
Das Symposium wurde veranstaltet von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), der Katholischen Universität der Ukraine Lwiw und der University of Notre Dame in den USA.
„Angesichts einer schier hoffnungslosen Spirale zunehmender Gewalteskalationen, in die sich die Weltgemeinschaft verstrickt, ist die Stimme des christlichen Glaubens, die zu Frieden, Versöhnung, Vernunft und Überwindung von Gewalt mahnt, aber auch das Recht auf Selbstverteidigung sowie die internationale Schutzverantwortung anerkennt, vielleicht nötiger als je“, sagte Marx.
„Christliche Friedensethik ist nicht naiv!“, zeigte sich der Erzbischof von München und Freising überzeugt. „Sie rechnet von Anfang an mit der Neigung des Menschen zu Gewalt und sogar zu Brudermord, wie die Geschichte von Kain und Abel zeigt. Zugleich traut sie dem Menschen und den Völkern aber immer wieder neu die Kraft zur Versöhnung und zur Überwindung von Feindschaft zu.“
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg kam Marx auf den „Faktor Religion“ zu sprechen. Der russische Präsident Wladimir Putin und der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill versuchten, den Krieg „als Verteidigung der orthodoxen Werte zu legitimieren“, so Marx.
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Aber: „Die Inanspruchnahme von Religion zur Begründung von Feindschaften und Krieg bedarf des Widerspruchs auf allen Ebenen. Diese Instrumentalisierung Gottes können wir in keiner Religion, auch nicht im Christentum, hinnehmen!“
Auch mit Blick auf den Krieg im Heiligen Land sagte Marx, die Welt sei „aus den Fugen geraten. Einzelne Konflikte verstärken sich wechselseitig.“
„Entscheidend für das Profil der katholischen Friedensethik ist nicht das Ideal bedingungsloser Gewaltlosigkeit, sondern das Ideal einer Überwindung der Gewalt durch Recht und Dialog“, betonte der Kardinal.
„Lange wurde christliche Friedensethik unter der von Augustinus geprägten Überschrift ‚Gerechter Krieg‘ diskutiert“, erinnerte Marx. „Seit gut zwanzig Jahren hat sich der Begriff ‚Gerechter Friede‘ als Leitgedanke etabliert. Dabei geht es nicht einfach um ein pazifistisches Gegenmodell, sondern um eine Horizonterweiterung im Blick auf die vielschichtigen Voraussetzungen des Friedens und die Notwendigkeit, diesen auf allen Ebenen anzustreben. ‚Gerechter Friede‘ nimmt die Vielfalt und Vernetzung von militärischen, diplomatischen und zivilgesellschaftlichen Aspekten des Ringens um Frieden, Freiheit und Sicherheit in den Blick.“
„Ich wünsche diesem Symposium, dass es zu einem Impulsgeber für diese geistige Macht der klugen, besonnenen und entschlossenen Verteidigung von Freiheit und Frieden aus christlichem Ursprung wird“, schloss der Kardinal.