Limburg - Montag, 19. Februar 2024, 10:00 Uhr.
In seinem Hirtenbrief zur Fastenzeit hat Bischof Georg Bätzing von Limburg, der gleichzeitig auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, klargestellt: „Die Versuchung ist groß, dass wir uns nur noch auf binnenkirchliche Vollzüge konzentrieren, wenn offensichtlich die Welt nicht mehr viel von uns wissen will. Aber der Rückzug war noch nie wirklich zukunftsträchtig.“
„Vielleicht haben wir in den vergangenen Jahrzehnten zu selbstverständlich angenommen, die Menschen wüssten doch, was Kirche ist und was den Glauben ausmacht“, schrieb Bätzing. „Nein, das sollten wir nicht voraussetzen und anfangen, den Menschen in all unseren kirchlichen Vollzügen und im persönlichen Leben so zu begegnen, dass sie zu fragen beginnen.“
„Lösungen oder Strategien“ wolle er jedoch „bewusst“ nicht anbieten, „denn ‚von außen‘ oder ‚von oben‘ werden sie kaum Wirkung entfalten“.
Mit Blick auf die Lage der Kirche betonte Bätzing schon am Beginn seines Hirtenbriefs: „Viel zu viele haben uns auch diesmal den Rücken gekehrt aus Gründen, die sehr unterschiedlich sein mögen. Hinter der erschreckend hohen Zahl aus der Kirche ausgetretener Menschen stehen einzelne, die für sich Bilanz gezogen und eine Entscheidung getroffen haben.“
Die immer weiter schwindende kirchliche Bindung veranlasse zu einer „Suche nach Schuldigen“, was aber „eher die Suche nach Auswegen und neuen Perspektiven“ verhindere.
„Für die einen ist es die ‚böse‘ Welt mit ihrem Wachstums-, Wellness- und Gender-Wahn; der Zeitgeist, der lange schon auch in der Kirche sein zerstörerisches Unwesen treibt“, schrieb der Bischof von Limburg. „Solche allzu einfachen Narrative finden zunehmend Befürworter, doch sie helfen genauso wenig wie Schuldzuweisungen zur anderen Seite hin: Nicht die deutschen Katholiken entfernten sich immer mehr von der Weltkirche, sondern Rom bringe mit beharrlicher Reformunwilligkeit und mangelnder Ehrlichkeit über die strukturellen Ursachen des Missbrauchs mehr und mehr Menschen dazu, auf Distanz zu gehen.“
Trotz aller Sorgen gelte: „Wir sind nicht am Ende. Aber eine ganz bestimmte soziale Form von Kirche neigt sich dem Ende zu, die in den vergangenen 150 Jahren prägend war.“
„Gott geht mit uns, das ist doch die Grunderfahrung von Menschen im Glauben; er geht an unserer Seite in dem Rabbi aus Nazareth, Jesus Christus, Gottes Sohn – das bekennen Christinnen und Christen“, zeigte sich Bätzing hoffnungsvoll. Und: „Ja, ich will die Veränderung leben, die unsere Kirche braucht. Am liebsten möchte ich es mit vielen anderen zusammen tun.“