Oelenberg - Donnerstag, 22. Februar 2024, 15:00 Uhr.
Wie in vielen Klöstern Europas gehen bald auch die Lichter der fast tausend Jahre alten Abtei Oelenberg aus. Zwar wurde schon einige Jahren damit gerechnet, doch jetzt wird es wahr: Die berühmte elsässische Trappistenabtei Oelenberg wird geschlossen und die noch verbliebenen Mönche müssen sich ein anderes Kloster des Ordens aussuchen.
Nicht nur für Franzosen, auch für Deutsche ist die Abtei Oelenberg ein besonderer Ort. Das Kloster wurde 1046 von der Mutter des deutschen Papstes Leo IX., Heilwig von Dabo, Gräfin von Eguisheim (Ergersheim) und Reiningue (Reiningen), gegründet. Der Ort befindet sich westlich von Mühlhausen, der Hauptstadt des Arrondissement Mulhouse im Département Haut-Rhin und der Region Grand Est, die noch bis 2015 Elsass hieß.
Die Abtei Oelenberg ist das letzte der zahlreichen Männerklöster, die es einst im Land gab, um die große monastische Tradition im Elsass aufrechtzuerhalten. Das Kloster war zunächst ein Priorat der Regularkanoniker des Heiligen Augustinus. Papst Leo IX. selbst weihte die erste Klosterkirche im Jahr 1049. Das später wohlhabende Kloster wurde ab dem 14. Jahrhundert durch Kriege zerstört. Im Jahr 1626 kam es zunächst in den Besitz des Jesuitenkollegs in Freiburg, ehe ein französischer Industrieller das Anwesen kaufte. Kurzzeitig befand sich in den Räumen des Klosters ein Mädcheninternat.
Im Jahr 1825 kehrte eine Gruppe von Trappisten aus dem Exil nach Frankreich zurück. Sie kamen aus Darfeld in Westfalen, wo sie nach der Vertreibung im Zuge der Französischen Revolution auf ihrer Wanderschaft durch Europa eine vorübergehende Zuflucht gefunden hatten.
Die Mönche, die sich mit den Produkten aus ihrer eigenen Landwirtschaft ernährten, erlebten schwere Zeiten: eine Hungersnot, Brände und Epidemien. Dennoch wuchs die Zahl der Mönche sowie der Wohlstand des Klosters. Es gab außer dem Bauernhof und einer Mühle eine Käserei, eine Bäckerei sowie eine Druckerei.
Abt Ephrem van der Meulen, der von 1850 bis 1884 der Obere der Abtei war, baute nicht nur die Oelenberger Bibliothek auf, er besiedelte auch 1862 das Kloster Mariawald, das bis 2018 von Trappistenmönchen bewohnt wurde.
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Um die Jahrhundertwende zählte die Abtei Oelenberg mehr als 200 Mönche. Die Abtei war zu einem renommierten religiösen, intellektuellen und wirtschaftlichen Zentrum geworden. Der Erste Weltkrieg machte den Aufschwung zunichte: Das Kloster wurde bombardiert, die Mönche flohen und zerstreuten sich. Der notwendige Wiederaufbau war schwierig und wurde mit dem Zweiten Weltkrieg wieder unterbrochen.
Trotz notwendiger Renovierungen und Anpassungen an heutige Bedürfnisse und Normen (Gästehaus, Küche, Mühle, Abfallbeseitigung und Abwasser) mussten Überlegungen über die Zukunft der Abtei angestellt werden. Doch das große Kloster mit seinen zahlreichen Gebäuden wurde zuletzt für die immer geringer werdende und stark alternde Gemeinschaft zur Belastung.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen: Die Trappistenmönche der Abtei Oelenberg sind „am Ende ihrer Kräfte“. Sie sind eine „schöne, zerbrechliche Gemeinschaft“. Die Amtszeit des Abtes Dominique Marie Schoch endet am 31. Juli 2024. Bis dahin wird entschieden sein, wohin die letzten Trappisten von Oelenberg gehen werden.
Gegenüber der französischen Zeitung L’Alsace sagte der Abt der Abtei Nový Dvůr in Tschechien, Samuel Lauras, der als Delegierter des Trappistenordens die Abwicklung des Klosters leitet, die Brüder seien „nicht mehr in der Lage, für sich selbst zu sorgen“. Die Größe der Abtei und der Umfang ihrer Aufgaben überfordere sie, da sie „am Ende ihrer Kräfte“ seien.
Darum würden die verbliebenen Mönche, so Abt Samuel weiter, „zunächst für drei Monate zu Exerzitien in ein Kloster ihrer Wahl gehen und sich während der Osterzeit ausruhen“. Nach Pfingsten werde dann gemeinsam entschieden, wie es weitergehen soll.