Mainz - Mittwoch, 27. März 2024, 12:30 Uhr.
Bei der Chrisammesse am Montagabend hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf über die Bedeutung des Gehorsams gepredigt. Im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes „findet der Mensch zu seinem Heil“, so Kohlgraf.
Traditionell ist die Chrisammesse zur Weihe der für die Sakramentenspendung nötigen heiligen Öle für den Gründonnerstag vorgesehen. Die meisten Diözesen legen sie jedoch auf einen anderen Tag kurz vorher, um möglichst vielen Priestern die Teilnahme zu ermöglichen, die am Gründonnerstag in der eigenen Pfarrei eingespannt sind.
„Zahlreiche Stellen bezeugen, dass Jesus sein Leben als ein von Gott, seinem Vater, bestimmtes Leben versteht“, erläuterte der Bischof von Mainz. „Es ist seine Speise, den Willen des Vaters zu tun.“
„Jesus fordert in seinem Anspruch, Sohn Gottes zu sein und das Reich Gottes zu verwirklichen, ebenso den Gehorsam gegenüber seinem Wort ein“, fuhr Kohlgraf fort. „Sein Wort will gehört und angenommen werden. In diesem Gehorsam findet der Mensch zu seinem Heil, nicht in der völligen Autonomie und dem Verfolgen individualistischer Ziele.“
„Indem wir als Christinnen und Christen unseren Gehorsam, unser Hören, an die Person Jesu binden, folgen wir nicht irgendwelchen Sätzen oder Vorschriften, sondern wir gehen bei ihm persönlich in die Schule“, erklärte er die Bedeutung des Begriffs „Gehorsam“. „Wir werden seine Jüngerinnen und Jünger, das heißt wir werden Lehrlinge in seiner Nachfolge. Wir schauen ihm auf die Finger und lernen bei ihm das gute Leben.“
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„Gehorsam hat so nicht nur den Charakter des Hinhörens, des ‚Horchens‘, sondern verwirklicht sich im konkreten Tun“, unterstrich der Mainzer Bischof. „Die Zusammenfassung des Gesetzes ist die Liebe, zu Gott und zum Nächsten, wir sollen sie lieben wie ‚mich selbst‘. Glauben und Handeln bilden in der Nachfolge Jesu eine Einheit.“
„Gehorsam ist so etwas wie der rote Faden eines Lebens im Glauben und in der Nachfolge Jesu“, fasste Kohlgraf den Kern seiner Predigt zusammen. „So können Menschen das Leben in Fülle finden, nicht in der verzweifelten Suche nach Selbstverwirklichung. Man kann es auch so drehen: Selbstverwirklichung finden wir nur in der Begegnung, im Hinhören, im konkreten Tun des Guten, im Verschenken und in der Nachfolge Jesu.“
Heute aber gelte: „Sobald in der Kirche von Gehorsam die Rede ist, steht aus verständlichen und bekannten Gründen schnell der Verdacht des Machtmissbrauchs im Raum. Tatsächlich kann in Abhängigkeitsverhältnissen Macht missbraucht werden, sodass Vorgesetzte ihren Willen durchsetzen und dabei selbst nicht Hörende und Gehorchende sind.“
Trotz allem müsse man aber sagen, dass nicht jede „dem Wunsch eines Anvertrauten widerstreitende Entscheidung eines kirchlichen Vorgesetzten“ ein Fall von Machtmissbrauch sei, stellte Kohlgraf klar. „Da helfen auch rechtliche Vorgaben und Machtkontrolle.“