Bonn - Montag, 8. April 2024, 10:00 Uhr.
Erzbischof Udo Bentz von Paderborn ist am Wochenende von seiner Reise ins Heilige Land zurückgekehrt und hat erklärt, „nach allen Gesprächen“, die er geführt habe, scheine der „Frieden in weiter Ferne“ zu liegen.
Seit dem Angriff der Hamas im Oktober 2023 herrscht im Heiligen Land Krieg mit hohen Opferzahlen sowohl auf israelischer Seite also auch auf der Seite von Palästina.
„Fakt ist: Der 7. Oktober 2023 hat alle Menschen traumatisiert“, begann Bentz, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), seine Zusammenfassung der Lage vor Ort. „Schon am Flughafen in Tel Aviv habe ich die Plakate mit den Bildern der Vermissten und Geiseln gesehen.“
„Dann habe ich die Berichte gehört über die humanitäre Situation der Menschen in Gaza“, fuhr er fort. „Das ist erschütternd und immer wieder wird auch in diesem Konflikt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit als ein wichtiges völkerrechtliches Kriterium in Kriegssituationen gestellt. Und ich habe erfahren: Im Schatten des Krieges in Gaza haben die völkerrechtswidrigen Siedlungsaktivitäten, aber noch schlimmer auch die Siedlergewalt im Westjordanland, zugenommen.“
Für die Kirche gelte: „Unser Auftrag ist in erster Linie, Anwalt der Würde aller Menschen zu sein – und nicht politischer Akteur.“
Bentz war seit Mittwoch in Israel und kehrte am Samstag zurück. Konkreter Hintergrund war das 50-jährige Jubiläum des Theologischen Studienjahres in Jerusalem, aber auch zahlreiche Begegnungen und Gespräche angesichts des Krieges standen auf dem Programm.
Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Bentz am Sonntag: „Nach meinen Eindrücken ist der Konflikt nochmal wesentlich komplexer, als wir es in Deutschland wahrnehmen. Auch Christen wurden Opfer dieses Terrorangriffs. In der israelischen Armee dienen Christen und sind auch in Gaza im Einsatz. Aber es sind auch die Christen in Gaza, die unter dieser humanitären Katastrophe und der Gewalt leiden. Und auch im Westjordanland leben Christen, die von der Siedlungspolitik und der Siedlungsgewalt betroffen sind – die im Schatten des Gazakriegs nochmals deutlich zugenommen hat.“
Mit Blick auf das Theologische Studienjahr, das Katholiken und Protestanten zwei „Auslandssemester“ in Jerusalem ermöglicht, erklärte er: „Ein theologischer Lernort muss zugleich auch ein außergewöhnlicher Lebensort sein. Wir erleben, dass Jerusalem und das Theologische Studienjahr – dass diese Konstellation ein einzigartiger Wissenschaftsstandort in der Welt ist. Geschichte, Theologie, Dialog der Religionen und Ökumene zu verheutigen – und zwar in dieser gesellschaftlichen Situation, und zudem noch in der Form einer einjährigen gemeinsamen Lebensschule – das ist etwas ganz Außergewöhnliches.“