Zürich - Freitag, 17. Mai 2024, 15:15 Uhr.
Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, der als Generalrelator eine Schlüsselrolle bei der mehrjährigen Weltsynode zur Synodalität spielt, hat erklärt, die kirchliche Position zu weiblichen Priestern sei „keine unfehlbare Lehrentscheidung“, sodass sie auch geändert werden könne. Zuletzt hatte Papst Johannes Paul II. erklärt, die Gläubigen hätten sich „endgültig“ daran zu halten, dass nur Männer zu Priestern geweiht werden können.
„So wie ich das sehe, sind die meisten Bischöfe für eine grössere Rolle der Frau in der Kirche“, sagte Hollerich am Freitag gegenüber kath.ch. „Ich bin dafür, dass Frauen sich in der Kirche voll gleichberechtigt fühlen. Und wir werden auch darauf hinarbeiten. Ich weiss nicht, ob das die Priesterweihe unbedingt mit einschliessen muss. Man darf nicht alles nur an das Priestertum anbinden. Das wäre eine Klerikalisierung.“
Auf die explizite Frage, ob er glaube, dass Papst Franziskus weibliche Priester einführen werde, sagte Hollerich zunächst: „Das ist sehr schwer zu sagen. Der Papst ist ja manchmal für Überraschungen gut.“
Dann stellte der Kardinal klar: „Aber an sich würde ich eher sagen Nein. Kurz vor der Synode gab es eine ‚Dubia‘ von ein paar Kardinälen. Sie fragten, ob die Ablehnung des Priestertums der Frau von Johannes Paul II. für die Kirche bindend sei. Franziskus antwortete sehr weise: Sie ist bindend, aber nicht für immer. Und er hat auch gesagt, dass die Theologie das weiter diskutieren müsse.“
Hollerich sprach mit Jacqueline Straub, die sich auf ihrer eigenen Internetseite selbst als „zur römisch-katholischen Priesterin berufen“ beschreibt.
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Straub blieb hartnäckig und fragte, was das bedeute, woraufhin der Kardinal sagte: „Das heisst, es ist keine unfehlbare Lehrentscheidung. Es kann geändert werden. Es braucht Argumente und Zeit.“
Es müsse „mehr diskutiert werden“, sagte Hollerich. „Sonst besteht die Gefahr, dass es als etwas gesehen wird, was von liberalen Katholiken durchgeboxt werden will. Es braucht Taktgefühl und Geduld, wenn man wirkliche Lösungen haben möchte.“
Letztlich gelte: „Wenn man zu gross angreift, wird man nicht viel erreichen. Man muss behutsam sein, einen Schritt nach dem anderen machen und dann kann man vielleicht sehr weit gehen.“
1994 erklärte Papst Johannes Paul II. unter Berufung auf die überlieferte Lehre der Kirche im Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken (vgl. Lk 22,32), daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“