Kardinal Müller: Hochrangige Kurienmitarbeiter kämpfen gegen überlieferte Liturgie

Kardinal Gerhard Ludwig Müller
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Bei einer Priesterweihe im klassischen römischen Ritus am Samstag in Frankreich hat Kardinal Gerhard Ludwig Müller davon erzählt, „wie hochrangige Beamte der römischen Kurie die traditionelle Messe verfolgen wollen“, fasste das Portal InfoVaticana den Inhalt der Predigt zusammen.

Konkret sprach Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, von einer kürzlichen Begegnung mit einem hochrangigen Vertreter des Gottesdienst-Dikasteriums. „Ich war noch bewegt von der Treue der 20.000 jungen Katholiken, mit denen ich am Pfingstmontag in der wunderbaren Kathedrale von Chartres die Heilige Messe feiern durfte, als er mir entgegenhielt, dass dies überhaupt kein Grund zur Freude sei, weil diese Heilige Messe nach dem alten außerordentlichen lateinischen Ritus gefeiert wurde“, so Müller wörtlich.

Bis in die Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war die überlieferte Liturgie in aller Welt zu Hause, wobei es immer auch etwa katholische ostkirchliche Riten gab. Nach dem Konzil führte Papst Paul VI. eine neue Liturgie ein, aber auch der überlieferten Liturgie blieben viele Katholiken treu – zunächst gegen den Widerstand des Papstes.

Im Jahr 2007 erkannte Papst Benedikt XVI. das Recht eines jeden Priesters an, die alten Bücher für Messfeiern und andere Zeremonien zu verwenden. Auch die Gläubigen hätten ein Recht, als Gruppe um die Feier der überlieferten Liturgie anzusuchen. Im Jahr 2021 schränkte Papst Franziskus den Zugang zum klassischen römischen Ritus radikal ein: Gerade Pfarreien, in denen bislang ein gutes Miteinander zwischen alter und neuer Liturgie herrschte, werden vom Vatikan informiert, dass die Feiern der überlieferten Liturgie innerhalb von zwei Jahren ein Ende haben müssen. Neuen Priestern ist es grundsätzlich verboten, jene Liturgie zu feiern.

Kardinal Müller sagte demgegenüber, dass „einige im alten Ritus der Heiligen Messe eine größere Gefahr für die Einheit der Kirche sehen als in der Neuinterpretation des Glaubensbekenntnisses oder gar in der Abwesenheit der Heiligen Messe“.

Die Gegner der traditionellen Messe interpretierten, so Müller, „die Bevorzugung des alten Ritus als Ausdruck eines sterilen Traditionalismus, der mehr an der Theatralik der Liturgie interessiert ist als an der lebendigen Gemeinschaft mit Gott, die sie vermittelt“.

Es gebe „eine legitime Vielfalt theologischer Schulen und liturgischer Riten“, betonte der Kardinal. „Diejenigen, die sich gerne auf das Zweite Vatikanische Konzil berufen, um andere einer vorkonziliaren Mentalität zu bezichtigen, sollten zunächst die Warnungen des Konzils beachten, das im Dekret über den Ökumenismus sagt: ‚Alle in der Kirche sollen unter Wahrung der Einheit im Notwendigen je nach der Aufgabe eines jeden in den verschiedenen Formen des geistlichen Lebens und der äußeren Lebensgestaltung, in der Verschiedenheit der liturgischen Riten sowie der theologischen Ausarbeitung der Offenbarungswahrheit die gebührende Freiheit walten lassen, in allem aber die Liebe üben. Auf diese Weise werden sie die wahre Katholizität und Apostolizität der Kirche immer vollständiger zum Ausdruck bringen.‘“

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