Elisabeth Alexandra Luise Alice von Hessen-Darmstadt und bei Rhein wurde 1864 in Darmstadt geboren. Sie war eine Tochter des Großherzogs Ludwig und dessen Gemahlin Alice von Hessen-Darmstadt sowie Enkelin von Königin Victoria von England. Ihre jüngere Schwester Alexandra wurde die Ehefrau des letzten russischen Zaren Nikolaus II.

Beide junge Frauen heirateten Männer der Zarenfamilie, die zu der Großherzogsfamilie einen guten Kontakt pflegte, wodurch es immer wieder zu gegenseitigen besuchen kam. So wurde aus Prinzessin Elisabeth durch Heirat mit dem Großfürsten Sergej Alexandrowitsch Romanow die Großfürstin „Elisabeta Fjodorowna“.

Obwohl Elisabeth aus einem protestantischen Elternhaus stammte, verbrachte das Paar viel Zeit in Kirchen und Klöstern. Sergej Alexandrowitsch war ein tiefgläubiger orthodoxer Christ. Die eigentlich glückliche Ehe blieb kinderlos. Doch beide Ehepartner waren voller Liebe und Mitgefühl gegenüber alle Mittellosen und Unglücklichen.

Während des russisch-japanischen Krieges der Jahre 1904 und 1905 begann Elisabeth mit ihrer Familie Hilfsprojekte für die russischen Soldaten und ihre Familien zu organisieren und sorgte sich dabei persönlich um das Wohl der Verwundeten durch die Schaffung von Lazaretten.

Großfürst Sergej Alexandrowitsch wurde am 17. Februar 1905 durch einen Bombenanschlag getötet. Für Elisabeth Fjodorowna war dies gleichbedeutend mit ihrem eigenen Tod. Sie betete nun noch inbrünstiger als zuvor zu Gott und erkannte den Weg, den sie zu gehen hatte.

Elisabeth trennte sich vom Luxus und spendete einen Teil ihres Vermögens für die Gründung des Martha-Maria-Klosters. Dort versuchte sie, die Ärmsten und Bedürftigsten unterzubringen, und eröffnete auf dem Klostergelände ein Krankenhaus, ein Waisenhaus und eine Schule für Mädchen.

Im selbstlosen Dienst für andere wird Elisabeths Schmerz gelindert. Sie legt das Trauerkleid der Großfürstin ab und trägt fortan das Gewand einer Nonne. Als sie die Barmherzigen Schwestern im Kloster um sich sammelte, sagte sie: „Ich gehe mit euch auf in eine größere Welt, in die Welt der Armen und Leidenden.“

In einem Brief an ihre Patenkinder schrieb sie: „Glück besteht nicht darin, in einem Palast zu leben und reich zu sein. All dies kann verloren gehen. Wahres Glück ist das, was weder Menschen noch Ereignisse stehlen können. Ihr werdet es in Eurer Seele und in Eurer Selbsthingabe finden. Versucht, Eure Mitmenschen glücklich zu machen, und Ihr selbst werdet glücklich sein.“

Im damaligen Moskauer Stadtviertel Chitrowka lebten unweit des Klosters, in dem Elisabeth inzwischen Äbtissin geworden war, Räuber, Diebe, Landstreicher und viele Arme, die keine andere Bleibe fanden und oft an Krankheiten litten. Die einstige Großfürstin, die bald „Mütterchen von Moskau“ genannt wurde, ging ohne Angst zu ihnen und kümmerte sich besonders um die Kinder. Sie nahm sie mit in die Einrichtungen, die das Kloster dafür bereitstellte, und bot ihnen Unterkunft, Nahrung und eine gute Ausbildung.

Das „Große Mütterchen“ liebten alle sehr, da sie zu jedem freundlich war und niemanden verurteilte. Sogar die eingefleischtesten Schurken begannen ihr Leben zu ändern und erkannten die Schönheit des Christentums.

Eines Tages ging die Äbtissin mit einer schweren mit Lebensmitteln gefüllten Tasche und mit Geld für die Armen durch Chitrowka Richtung Kloster. Sie wandte sie sich an den erstbesten Mann, der ihr begegnete, und bat ihn, ihr zu helfen, die schwere Tasche zum Kloster zu tragen. Die Menschen, die dies sahen, begannen zu rufen, dieser Mann sei ein Dieb und würde sicherlich den Inhalt der Tasche stehlen und das Geld vertrinken. Doch die Großfürstin ließ sich nicht davon abbringen, dass gerade dieser Mann ihr die Tasche tragen solle.

Äbtissin Elisabeth hat immer versucht, nur das Gute im Menschen zu sehen. Der fremde Mann war so bewegt von ihrem Vertrauen, dass er sie um eine Arbeit im Kloster bat und gleichzeitig versprach, nie wieder zu stehlen. Er blieb im Kloster und wurde einer der Hilfsgärtner.

Elisabeth eröffnete ein Krankenhaus für arme Menschen, die an Tuberkulose litten, denn diese Krankheit war damals weit verbreitet und viele starben daran. Ohne Angst vor einer Ansteckung wandte sich die Äbtissin diesen leidenden Menschen zu, tröstete und unterstützte sie. Elisabeth war in ihrer Bescheidenheit und Demut ein Vorbild für die Schwestern ihres Klosters.

Die orthodoxe Kirche hat Elisabeth heiliggesprochen und begeht ihren Gedenktag an ihrem Todestag, am 18. Juli. Die zur Macht gelangten Kommunisten hatten die Angehörigen der Zarenfamilie im Frühjahr des Jahres 1918 in Verbannung gebracht und viele von ihnen ermordet. Die übrigen, zu denen auch Elisabeth gehörte, wurden in der Nähe von Jekaterinburg im Ural in einen Minenschacht der Stadt Alapajewsk geworfen. Danach warfen die Schergen Handgranaten hinterher. Der Legende nach hörten die Einheimischen einige Tage lang Gebete und Gesang aus dem Minenschacht.

Die letzten Worte Elisabeths sollen jene Schriftstelle gewesen sein, die sie schon auf den Grabstein ihres Mannes hatte setzen lassen: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“

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