Redaktion - Dienstag, 27. August 2024, 13:00 Uhr.
Das Erzbistum Berlin hat dem Autorenehepaar Sylvia und Alfred Sobel auf ihre Fragen zum Thema Lebensschutz geantwortet. Der Pressesprecher des Erzbistums, Stefan Förner, erklärte gegenüber CNA Deutsch, die Anfragen des Ehepaars seien vom „zuständigen Katholischen Büro im Auftrag und mit Zustimmung und Kenntnis beantwortet“ worden.
Das Ehepaar Sobel ist biografisch stark in der Lebensschutz-Thematik verwurzelt. Sie haben eine behinderte Tochter und mussten schwere Entscheidungen bezüglich Abtreibung treffen. Sylvia Sobel berichtete im „Passauer Bistumsblatt“, dass ihr bei ihrem dritten Kind aufgrund von Prüfungsstress eine Abtreibung nahegelegt wurde.
Alfred Sobel, der als Autor und Journalist in Berlin arbeitet, hat katholische Theologie und Bibliothekswissenschaft studiert und veröffentlicht regelmäßig Bücher und Artikel, oft zusammen mit seiner Frau.
Nachdem drei Schreiben an den Berliner Erzbischof Koch ohne Antwort geblieben waren, veröffentlichte er die E-Mail seiner Frau in einem Beitrag auf seinem Facebook-Account.
In dem Brief an den Erzbischof, der auf kath.net im Wortlaut veröffentlicht wurde, drückte das Ehepaar seine Enttäuschung darüber aus, dass es auf drei vorhergehende E-Mails keine Antwort erhalten habe.
Sie fragten erneut, wie der Erzbischof zu der Forderung der Grünen und der FDP stehe, Abtreibung als Grundrecht in die EU-Charta aufzunehmen, und warum er nicht vor diesen Parteien gewarnt habe, insbesondere im Hinblick auf den Lebensschutz.
Die Eheleute zeigten sich auch besorgt über die Aussage der Caritas-Präsidentin, dass die Kosten für Abtreibungen erstattet werden sollten, was sie als Katholiken für inakzeptabel halten. Sie kritisierten, dass die Kirche in ihren Augen einem „destruktiven Zeitgeist“ nachgebe.
Am 14. August erhielt das Ehepaar eine Antwort vom Katholischen Büro des Erzbistums Berlin, wie kath.net erneut berichtete.
Darin heißt es wörtlich: „Auf Ihre erneute Nachfrage weise ich darauf hin, dass bekanntlich keine Partei die kirchlichen Positionen zu relevanten Themen vollständig abbildet. Entsprechend erfolgt auch keine Wahlempfehlung. Die Katholische Kirche und auch Erzbischof Dr. Koch werben in öffentlichen Stellungnahmen, Eingaben zu Gesetzesvorhaben, Hintergrundgesprächen mit politisch Verantwortlichen, Interviews etc. für die von uns vertretenen Positionen – oft, aber auch nicht immer mit Erfolg.“
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Vom Ringen „um einzelne, für uns relevante Positionen“ sei „die Abgrenzung von zumindest in Teilen extremistischen Parteien, Gruppierungen und Einzelpersonen“ zu unterscheiden, „die unser demokratisches System, das uns das Ringen um unsere Positionen überhaupt erst ermöglicht, abschaffen oder erheblich deformieren wollen“, hieß es in der Antwort weiter.
Das Katholische Büro erinnerte in seiner Antwort an die bereits am 19. März 2024 geäußerte Position, dass „die Gottebenbildlichkeit des Menschen und damit die Würde aller Menschen Ausgangs- und Zielpunkt unseres Handelns“ sei.
Bereits im März habe das Ehepaar Sobel an das Ordinariat des Erzbistums geschrieben und eine Antwort erhalten. Diese Antwort habe sich jedoch nur auf die Abgrenzung zur AfD beschränkt und sei nicht auf die ebenfalls kritisierten abtreibungsfreundlichen Positionen der Grünen und der FDP eingegangen.
In der Antwort des Katholischen Büros wurde weiterhin betont, dass „Formen des völkischen Rassismus, des Schürens von Hass gegen Menschen mit anderen Auffassungen, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung etc.“ mit dieser Grundhaltung unvereinbar seien.
Das Büro wies darauf hin, dass man „ein derartiges Schüren von Hass mit gravierenden gesellschaftlichen Folgen“ bei „extremistischen Parteien“ wie „Die Heimat“, DKP, MLPD, AfD und dem „Dritten Weg“ sehe und diese daher „für nicht wählbar“ halte. Abschließend äußerte das Büro die Hoffnung, „dass Ihre Nachfrage nunmehr ausreichend beantwortet“ sei.
Gegenüber CNA Deutsch stellte Förner, der Pressesprecher der Erzdiözese, nun klar: „Die Anfragen des Autorenehepaars Sylvia und Alfred Sobel wurden – wie viele andere Anfragen zu diesem und anderen Themen – vom für die politische Arbeit zuständigen Katholischen Büro im Auftrag und mit Zustimmung und Kenntnis beantwortet.“
Zur Diskussion, Abtreibung als Grundrecht in die EU-Charta aufzunehmen, verwies Förner darauf, dass es sowohl auf EU-Ebene als auch seitens der Deutschen Bischofskonferenz zahlreiche und „wünschenswert eindeutige“ Stellungnahmen und Positionierungen gebe.
Unbeantwortet bleibt allerdings weiterhin die ursprüngliche Frage, warum das Erzbistum Berlin bzw. der Erzbischof nicht vor der Wahl von Parteien warnt, die Abtreibung weiter legalisieren wollen. Bereits jetzt werden in Deutschland jährlich mehr als 100.000 Kinder noch im Mutterleib getötet. Obwohl Abtreibung bisher im Strafrecht verankert ist, bleiben vorgeburtliche Kindstötungen in Deutschland unter bestimmten weitgefassten Bedinungen straffrei. Weite Teile der Bundesregierung wollen jedoch trotzdem den Zugang zu Abtreibungen erleichtern und den Tatbestand ganz aus dem Strafrecht entfernen.