Redaktion - Dienstag, 17. September 2024, 14:30 Uhr.
Für regelmäßige Ökumenische Kirchentage (ÖKT) anstelle der bisherigen konfessionellen Großtreffen – Katholikentag und Evangelischer Kirchentag – hat sich der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl im Nürnberger Presseclub ausgesprochen. „Ich könnte mir gut vorstellen, alle zwei Jahre einen ÖKT zu veranstalten“, sagte der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl am Montagabend.
„Die Bereitschaft von evangelischer Seite ist ausgesprochen, dass man da zu gemeinsamen Lösungen kommt“, erklärte Gössl und betonte, dass dies nicht nur eine Option, sondern eine notwendige Strategie für die Zukunft sei.
Erzbischof Gössl zeigte sich außerdem realistisch angesichts des gegenwärtigen Schrumpfungsprozesses der Kirche in Deutschland: „Ich bedauere das natürlich. Gleichwohl weiß ich auch, dass vermutlich keine große Trendwende einsetzen wird“, stellte Gössl fest.
„Dieser Schrumpfungsprozess ist schmerzhaft. Er hat Auswirkungen auf das kirchliche Leben, auf das, was Kirche gestalten kann. Es hat Auswirkungen auf die Personen, die Menschen, das Personal, das uns zur Verfügung steht. Es hat aber auch Auswirkungen auf die Finanzen, das ist ganz klar“, so Gössl weiter.
Mit Blick auf die sinkende Zahl der Christen in Deutschland – aktuell unter 50 Prozent – prognostizierte der Erzbischof, dass es in den nächsten 10 bis 15 Jahren nur noch ein Drittel der Bevölkerung sein wird. „Die normalen Verluste und Austrittszahlen sind gestiegen“, stellte er nüchtern fest.
Besonders in Zeiten, in denen die finanziellen Mittel schwinden und die Mitgliederzahlen zurückgehen, sei eine Zusammenarbeit über konfessionelle Grenzen hinweg entscheidend.
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„Es ist sicher leichter, zu kooperieren in einer großen Stadt wie Nürnberg, wo man bereits bestehende Strukturen nutzen kann“, erläuterte der Erzbischof.
Diese Form der Zusammenarbeit könnte besonders in Regionen von Bedeutung sein, in denen die katholische Kirche in der Diaspora tätig ist, also in Gebieten, in denen Katholiken in der Minderheit sind, so Gössl.
Hier helfe die Zusammenarbeit mit protestantischen Gemeinden, die verbleibenden kirchlichen Strukturen zu erhalten und weiterhin ein Angebot für die Gläubigen zu bieten: „Wenn es ins Konkrete geht, ist es immer schwierig“, räumte Gössl ein, „aber wir müssen schauen, wo solche Kooperationen möglich sind.“
Ein weiteres Thema, das in den kommenden Jahren große Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität der Kirche haben könnte, ist der mögliche Wegfall der Staatsleistungen. Gössl erklärte hierzu, dass ein solcher Ausstieg unvermeidlich sei, da im Grundgesetz festgelegt ist, dass die Staatsleistungen langfristig abgelöst werden sollen.
Dennoch bleibe offen, wie genau dieser Prozess gestaltet wird und wie hoch die Abgeltungssummen ausfallen könnten: „Es wird auf Dauer sicherlich zu einer Einbuße führen, die kann ich jetzt nicht in Zahlen bezeichnen.“