Augsburg - Mittwoch, 18. September 2024, 13:00 Uhr.
In einem Vortrag auf YouTube mit dem Titel „Der Feind des Menschen“ hat Johannes Hartl, Gründer des Gebetshauses Augsburg, über die Existenz des Bösen und die Ablehnung der Vorstellung eines bösen Teufels in der modernen Welt gesprochen. Seinen Vortrag begann er mit einer provokanten Frage: „Gibt’s eigentlich den Teufel? Also, an den glaubt ja eigentlich überhaupt niemand mehr.“
Hartl griff die moderne Skepsis gegenüber übernatürlichen Phänomenen auf und zitierte den Theologen Rudolf Bultmann: „Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testamentes glauben.“ Hartl führte diese Entwicklung vor allem auf die Aufklärung und das heute vorherrschende Menschenbild zurück. Dieses sieht den Menschen als autonomes Wesen, das frei von äußeren Einflüssen oder Mächten ist, und betrachtet den Glauben an Geister oder Wunder aufgrund des technischen Fortschritts als überholt: „Wir glauben nicht mehr, dass wir irgendwie Spielball fremder Mächte sind.“
Das Böse als Ergebnis innerer Konflikte?
Hartl erklärte weiter, dass das Böse heute nicht mehr als etwas Übernatürliches angesehen werde, sondern oft im Zusammenhang mit der Psychologie betrachtet werde. Negative Verhaltensweisen würden als Ergebnis innerer Konflikte gesehen.
„Wir können uns auch nicht gut vorstellen, dass das Böse irgendwas ist, was von außen an uns rankommt, weil wir die Psychologie haben. Und die Psychologie weiß: Die Konflikte, die kommen, wenn wir irgendwas im Innern verdrängen.“
Dennoch gebe es kulturelle Bereiche, in denen das Dämonische und Satanische weiterhin eine starke Anziehungskraft ausüben:
„Interessanterweise gibt es andere kulturelle Bereiche, in denen das Dämonische, Satanische, Teuflische und Dunkle nach wie vor eine große Faszination ausübt. Das ist der ganze Bereich von Musik, von Death Metal, von Black Metal, aber auch der ganze Computerspielbereich.“
Philosophische Auseinandersetzung mit dem Bösen
Ein weiteres zentrales Thema seines Vortrags war die philosophische Auseinandersetzung mit dem Bösen. Hartl zitierte den bekannten deutschen Philosophen Jürgen Habermas, der die Bedeutung religiöser Erfahrungen in der modernen Welt anerkennt:
„Solange sich die religiöse Erfahrung noch auf diese Praxis der Vergegenwärtigung einer starken Transzendenz stützen kann, solange bleibt sie ein Pfahl im Fleisch einer Moderne, die dem Sog zu einem transzendenzlosen Sein nachgibt.“
Hartl nutzte diesen philosophischen Ansatz, um das Wesen des Bösen in der Bibel zu untersuchen. Er verwies auf die bekannte Geschichte von Adam und Eva im Garten Eden und die Versuchung durch die Schlange. Hierbei betonte er, dass das Böse nicht mit einem offenen, bösen Gedanken beginnt, sondern häufig als verführerischer, positiver Impuls auftritt:
„Das Böse beginnt nie mit einem bösen Gedanken, sondern das Böse beginnt mit einem guten Gedanken. [...] Es fängt an mit einem Gedanken, einer Stimme, die zu Eva spricht und sagt: Schau mal her, du kannst klug werden, du kannst werden wie Gott.“
Biblische Perspektive auf das Böse
In dieser biblischen Erzählung sah Hartl eine Parallele zum menschlichen Verhalten. Menschen handeln oft entgegen ihrem besseren Wissen, weil sie sich von verlockenden Gedanken täuschen lassen. Die Schlange im Paradies bot Eva die Frucht mit dem Versprechen an, sie werde „wie Gott“ und erkenne „Gut und Böse“.
Eva nahm die Frucht, und das Verhängnis nahm seinen Lauf. Hartl bemerkte dazu:
„Das Böse beginnt mit einem positiven Gedanken.“
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Die Schlange verschweige jedoch die langfristigen Konsequenzen des Handelns, die im Tod und der Zerstörung der Beziehung zu Gott enden.
Im weiteren Verlauf beschäftigte sich Hartl mit der Frage, ob das Böse rein menschlich ist oder ob es von einer äußeren Macht ausgeht. Er verwies darauf, dass Menschen oft die Kontrolle über ihre bösen Taten verlieren, was sich in Süchten oder destruktivem Verhalten zeigt:
„Das Böse gewinnt Macht über mich. Je mehr du dich in was Böses verstrickst, desto weniger frei wirst du.“
Er wies darauf hin, dass Menschen ihre Verantwortung oft abgeben und sich in Ausreden flüchten, wie etwa: „Das tun doch alle.“ Das Böse breite sich aus und ziehe andere Menschen mit in den Strudel hinein.
Hartl zitierte auch Hannah Arendt, die sich intensiv mit der Natur des Bösen auseinandersetzte und den Begriff der „Banalität des Bösen“ prägte, insbesondere im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Verbrechen. Arendt stellte fest, dass viele der Täter sich selbst nicht als böse betrachteten:
„Keiner von denen hat sich schuldig gefühlt.“
Sie beschrieb das Böse als anonym und entpersönlicht – eine Macht, die den Einzelnen dazu bringt, seine Verantwortung abzugeben und die Konsequenzen seiner Taten zu verleugnen.
Die biblische Überwindung des Bösen
Hartl hob abschließend die biblische Perspektive auf das Böse und die Rolle Jesu als Überwinder des Teufels hervor. Er betonte, dass das Böse im Neuen Testament immer wieder als eine Macht dargestellt wird, die Menschen knechtet, aber von Jesus überwunden wurde:
„Das ganze Handeln Jesu ist ein einziges Menschenfreisetzen von der Macht des Bösen.“
Am Ende seines Vortrags betonte Hartl, dass die größte Macht des Bösen in der Lüge liegt. Er warnte davor, sich von Panik oder übertriebener Angst vor dem Teufel leiten zu lassen, da dies oft mehr Unruhe stifte als das Böse selbst:
„Die einzige Macht des Bösen ist die Lüge.“
Er erklärte, dass die Furcht vor dem Teufel unnötig sei, wenn man sich auf Gott konzentriere.
In Anlehnung an Teresa von Ávila schloss Hartl:
„Ich habe mehr Angst vor Menschen, die Angst vor dem Teufel haben, als vor dem Teufel selbst.“
Der Sieg über das Böse liege im Vertrauen auf Gott und in der Ablehnung von Lügen und Verwirrung.