Redaktion - Donnerstag, 26. September 2024, 11:00 Uhr.
Am letzten Tag der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hat der Münsteraner Bischof Felix Genn erklärt, das „Stichwort Suchen“ bestimme „unsere kirchliche Pastoral und Verkündigung“.
„Wir begegnen vielen Menschen, die auf der Suche sind, und wir sprechen auch davon, dass in den vielen Bewegungen religiöser und esoterischer Art eine große Suche und Sehnsucht des Menschen offenbar wird“, so Genn am Donnerstagmorgen in Fulda. „Dabei sind wir in unserer Arbeit leicht geneigt, alle möglichen Suchbewegungen dahingehend zu interpretieren, als müssten wir den Menschen sagen, was sie denn eigentlich suchen, nämlich Gottes Angesicht, oder noch konkreter: Jesus. Haben wir eigentlich das Recht dazu? Und stimmt es überhaupt?“
Die Tageslesung aus dem Buch Kohelet zeige „die Auseinandersetzung eines Gläubigen aus dem Geiste Israels, ob all diese Weisheiten, die im Rahmen der israelitischen Religion verkündet werden, so stimmen? Oder ob doch nicht alles Windhauch ist und kritisch hinterfragt werden muss? Dabei bejaht der Prediger, dass es das Ziel des Menschen ist, glücklich zu werden, und er untersucht die Bedingungen, wie man dorthin finden kann. Aber zu einer Lösung so ganz durchzustoßen, das gelingt ihm, meines Erachtens nur annähernd, selbst wenn der Glaubenshorizont von der Wirklichkeit des Gottes Israels nicht infrage gestellt wird.“
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„Liebe Schwestern und Brüder, Herodes sucht Jesus zu sehen. Zachäus sucht Jesus zu sehen. Wir behaupten, dass auch wir Jesus zu sehen suchen. Tun wir das immer?“, fragte Genn. „Bisweilen sind wir schnell geneigt, uns als die zu bezeichnen, die Jesus suchen. Aber müssen wir nicht auch ehrlich zustimmen, dass wir Zeitgenossen unserer Schwestern und Brüder sind, die unterwegs sind in ihrer unbestimmten Suche nach Glück, sich hin- und hertasten, und denen gegenüber wir kein Recht haben, uns zu überheben?“
„Die heutige Verkündigung der Lesungen weist uns darauf hin, wie wichtig es ist, in unserem Suchen zu einer Unterscheidung zu finden“, betonte der Bischof, der im Oktober auch an der zweiten und letzten Sitzung der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode zur Synodalität teilnimmt. „Unsere Suche nach Jesus zu reinigen von dem, was wirklich Windhauch ist und nicht trägt, und sich erfüllen zu lassen von dem Windhauch, der von Jesus ausgeht, dem Windhauch seines Geistes, der uns in Demut und Bescheidenheit immer neu in die Begegnung mit ihm hineinführt.“
„Ja, wenn wir ehrlichen Herzens von der Suche nach Jesus sprechen, dann gehört es auch dazu zu bekennen, dass sie nicht immer die Grundmelodie unseres Lebens ist“, erläuterte Genn.