Brüssel - Freitag, 27. September 2024, 18:30 Uhr.
An der Katholischen Universität Leuven (Löwen) hat Papst Franziskus am Freitagnachmittag an „die erste Aufgabe der Universität“ erinnert, nämlich „eine ganzheitliche Bildung anzubieten, damit die Menschen die nötigen Werkzeuge erhalten, um die Gegenwart zu deuten und die Zukunft zu gestalten“.
„Kulturelle Bildung ist in der Tat niemals ein Selbstzweck, und die Universitäten dürfen nicht das Risiko eingehen, zu ‚Kathedralen in der Wüste‘ zu werden“, unterstrich der Pontifex. Vielmehr seien Universitäten „ihrem Wesen nach Orte, die Ideen hervorbringen und neue Impulse für das menschliche Leben und Denken und für die Herausforderungen der Gesellschaft liefern, also generative Räume“.
Universitäten förderten grundsätzlich „die Leidenschaft für die Suche nach der Wahrheit“.
„Erweitert die Grenzen des Wissens!“, forderte Franziskus vor diesem Hintergrund die Anwesenden auf. „Es geht nicht darum, die Begriffe und Theorien zu vervielfachen, sondern darum, die akademische und kulturelle Bildung zu einem lebendigen Raum zu machen, der das Leben begreift und zum Leben spricht.“
Papst Franziskus räumte ein: „Einerseits befinden wir uns in einer Kultur, die durch den Verzicht auf die Suche nach der Wahrheit gekennzeichnet ist. Wir haben die unruhige Leidenschaft des Suchens verloren, um uns in die Bequemlichkeit eines schwachen Denkens zu flüchten, in der Überzeugung, alles sei gleich, eine Sache sei so viel wert wie die andere, alles sei relativ.“
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„Auf der anderen Seite verfällt man, wenn im universitären Kontext und anderswo über Wahrheit gesprochen wird, oft in eine rationalistische Haltung, nach der nur das als wahr gelten kann, was messbar und experimentell nachweisbar ist, so als ob sich das Leben nur auf die Materie und das Sichtbare beschränken würde“, so der Papst weiter. „In beiden Fällen sind die Grenzen zu eng gezogen.“
So kritisierte er einerseits eine „Müdigkeit des Geistes“, andererseits „den seelenlosen Rationalismus“: „Die Suche nach der Wahrheit ist anstrengend, weil sie uns zwingt, aus uns selbst herauszugehen, Risiken einzugehen, uns Fragen zu stellen.“
Abschließend forderte der Papst die Dozenten auf: „Seid unruhig auf der Suche nach der Wahrheit und lasst eure Leidenschaft nie erlöschen, damit ihr nicht der Trägheit des Denkens erliegt. Seid Protagonisten bei der Schaffung einer Kultur der Integration, des Mitgefühls und der Aufmerksamkeit gegenüber den Schwächsten und gegenüber den großen Herausforderungen der Welt, in der wir leben.“
Papst Franziskus setzt sein Programm am Samstagmorgen mit einer Begegnung mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Seminaristen fort. Am Nachmittag besucht er dann das französischsprachige Pendant zur Katholischen Universität Leuven, nämlich die Katholische Universität in Louvain-la-Neuve. Die ursprüngliche Katholische Universität Löwen war in den 1960er Jahren in einen niederländischsprachigen und einen französischsprachigen Teil gespalten worden.