Bischof Meier von Osnabrück „beschämt“ nach Veröffentlichung von Missbrauchsstudie

Bischof Dominicus Meier OSB
screenshot / YouTube / Bistum Osnabrück

Bischof Dominicus Meier OSB von Osnabrück hat sich nach der Veröffentlichung des Abschlussberichts der Missbrauchsstudie für sein Bistum am Mittwoch „beschämt“ gezeigt. Meier ist als Nachfolger von Bischof Franz-Josef Bode erst seit einigen Wochen im Amt. Bode war nach Veröffentlichung des Zwischenberichts im Zusammenhang mit seinem unangemessenen Umgang mit Missbrauchstätern zurückgetreten.

Laut Abschlussbericht konnten im Untersuchungszeitraum von 1945 bis in die Gegenwart „aus allen herangezogenen Erkenntnisquellen 122 beschuldigte Priester und Diakone“ ermittelt werden.

„Den 122 Beschuldigten lassen sich Taten an 349 identifizierbaren Betroffenen zuordnen“, hieß es. „Überdies gibt es konkrete Hinweise auf mehr als 60 weitere Betroffene, so dass von über 400 Betroffenen auszugehen ist.“

„Der Anteil der seit 1945 in der Seelsorge eingesetzten Kleriker im Bistum Osnabrück, gegen die Beschuldigungen wegen sexualisierter Gewalt an Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen erhoben wurde, beträgt 4,1% (122 von ca. 3.000 Klerikern)“, errechneten die Autoren der Studie an der Universität Osnabrück. „Diese Größenordnung bestätigt im Wesentlichen die Befunde zu anderen katholischen Bistümern in Deutschland und verweist auf eine mögliche Konstante.“

Laut Studie habe „das Bistum Osnabrück seine Pflichten, Maßnahmen gegen gefährliche Kleriker zu ergreifen, über lange Zeit erheblich verletzt, in der jüngsten Zeit jedoch überwiegend erfüllt“. Die Pflicht, den Betroffenen von Missbrauch zu helfen, sei „über lange Zeit in erheblichem Maße bis in die jüngste Vergangenheit verletzt“ worden.

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„Fast 60% der 349 identifizierbaren Betroffenen waren dem männlichen, ca. 25% dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen“, so die Studie. „Bei 15% war das Geschlecht nicht angegeben (und die Forschenden haben keine Schritte unternommen, um es zu ermitteln). Blickt man nur auf diejenigen, bei den das Geschlecht aus Akten und Interviews bekannt ist, waren also 70% männlich und 30% weiblich.“

„Angaben zum Alter der Betroffenen zum Zeitpunkt der Taten, der Kleriker beschuldigt werden, sind nur annäherungsweise möglich, weil das genaue Alter der Betroffenen zum Tatzeitpunkt häufig nicht feststellbar ist und weil in etlichen Fällen sich Taten über einen längeren Zeitraum erstreckten“, hieß es außerdem „Soweit das Alter feststellbar ist, liegt es größtenteils in den Altersgruppen unter 12 Jahren sowie 12-15 Jahren, wobei männliche Betroffene häufiger jünger sind (vor der Geschlechtsreife), weibliche häufiger etwas älter.“

Bischof Meier erklärte: „Erneut bin ich als Bischof und Ordensmann beschämt, dass zahlreichen Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen in der katholischen Kirche ausgerechnet von denen, von denen sie sich Zuwendung und Schutz erhofften, solches Leid zugefügt wurde. Schon der vor zwei Jahren vorgelegte Zwischenbericht der Forschungsgruppe hat gezeigt, dass Täter von Verantwortungsträgern unserer Kirche oft nicht hinreichend zur Rechenschaft gezogen und Betroffenen häufig nicht geholfen, ja nicht einmal geglaubt wurde.“

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Die Zahlen des Abschlussberichts führten „die Dimension dieses Grauens noch einmal vor Augen“, so Meier. „Daneben legt der Bericht den Fokus auf systemische Bedingungen, die sexualisierte Gewalt im Raum der Kirche, in den Gemeinden und Einrichtungen unseres Bistums, in den vergangenen Jahrzehnten ermöglicht und manchmal sogar befördert haben.“

„Die im Rahmen des Forschungsprojekts herausgearbeiteten ‚Narrative‘ und ‚Einblicke‘ werden wir im Bistum gründlich auswerten, damit wir aus diesen Erfahrungen Konsequenzen ziehen können“, kündigte Meier an, der bis zu seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osnabrück als Weihbischof im Erzbistum Paderborn wirkte.