Belgischer Premierminister greift Papst Franziskus wegen Äußerungen zu Abtreibung an

Papst Franziskus und König Philippe hören eine Ansprache von Alexander De Croo.
Vatican Media

Der belgische Premierminister Alexander De Croo hat Papst Franziskus wegen dessen Äußerungen zum Thema Abtreibung auf dem Rückflug von Belgien nach Rom vor etwa einer Woche angegriffen. Man wolle vor diesem Hintergrund den Apostolischen Nuntius in Belgien und Luxemburg, Erzbischof Franco Coppola, offiziell einbestellen und über die Angelegenheit reden.

„Es ist absolut inakzeptabel, dass ein ausländisches Staatsoberhaupt solche Aussagen über die demokratische Entscheidungsfindung in unserem Land macht“, sagte De Croo am Donnerstag.

Bei der fliegenden Pressekonferenz auf dem Weg von Belgien nach Rom hatte Papst Franziskus am Sonntag betont: „Frauen haben ein Recht auf Leben, auf ihr Leben und auf das Leben ihrer Kinder. Vergessen wir nicht, das zu sagen.“

Sodann ergänzte er: „Eine Abtreibung ist ein Tötungsdelikt. […] Sie tötet ein menschliches Wesen. Die Ärzte, die das durchführen, sind Auftragskiller. […] Und darüber gibt es keine Debatte.“

Er spreche, unterstrich der Pontifex, „über Abtreibung, und darüber kann man nicht diskutieren. Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit.“

Demgegenüber sagte De Croo, Belgien brauche „keine Lektionen darüber, wie unsere Parlamentarier Gesetze demokratisch verabschieden“. Und: „Zum Glück ist die Zeit, in der die Kirche die Gesetze in unserem Land diktierte, längst vorbei.“

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Bei einer Bevölkerung von weniger als zwölf Millionen Menschen werden pro Jahr nach offiziellen Angaben wenigstens 16.000 Kinder im Mutterleib getötet. Ein Höchststand wurde im Jahr 2011 mit fast 20.000 vorgeburtlichen Kindstötungen erreicht.

Das belgische Parlament debattiert derzeit darüber, ob Abtreibungen auch nach der zwölften Woche der Schwangerschaft legal sein sollen. Konkret geht es um eine Ausweitung der Grenze auf 18 Wochen, womit sogar Kinder, die älter sind als vier Monate, noch getötet werden könnten.

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Papst Franziskus hatte am 28. September bei einem Besuch am Grab des belgischen Königs Baudouin in der königlichen Krypta der Herz-Jesu-Basilika in Brüssel Gesetze zur Legalisierung der Abtreibung als „mörderisch“ und „kriminell“ bezeichnet.

König Baudouin hatte sich 1990 geweigert, ein Gesetz zu unterzeichnen, dass Abtreibungen in Belgien erlaubt. Deshalb wurde er – mit seinem Einverständnis – für einen Tag von der Regierung als regierungsunfähig erklärt, die dann das Gesetz in Kraft setzte. Danach wurde der König wieder als regierungsfähig betrachtet.

Papst Franziskus sagte vor diesem Hintergrund, Baudouin habe sich entschlossen, „sein Amt als König zu verlassen, um ein mörderisches Gesetz nicht zu unterzeichnen“.

Alexander De Croo ist als Premierminister von Belgien Mitglied der Partei „Open Vlaamse Liberalen en Democraten“ (Open VLD). Bei den Wahlen im Juni 2024 konnte die Partei nur 5,5 Prozent der Stimmen gewinnen. Auch 2019 errang Open VLD nur 8,5 Prozent der Stimmen. Nach mehr als einem Jahr der Verhandlungen konnte schließlich eine aus sieben Parteien bestehende Regierungskoalition gebildet werden, mit De Croo an der Spitze.