Redaktion - Dienstag, 8. Oktober 2024, 14:15 Uhr.
Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr hat den Angriff der Hamas auf Israel vor einem Jahr als „unvorstellbares rassistisches Verbrechen“ bezeichnet. Neymeyr sprach am Montag bei einer Solidaritätskundgebung in Erfurt.
Die Menschen seien „bestialisch ermordet“ worden, so der Bischof, „vor laufender Kamera geschändet, weil sie Jüdinnen und Juden waren. Unabhängig davon, ob sie jüdischen Glaubens waren oder nicht, und unabhängig davon, ob sie die Politik Israels befürworteten oder bei den großen Demonstrationen im vergangenen Jahr kritisierten – sie waren Jüdinnen und Juden, und deswegen mussten sie sterben.“
„Die Fratze des Rassismus und des Antisemitismus hat sich hier in unvorstellbarer Weise gezeigt“, fuhr Neymeyr in deutlichen Worten fort. „Für uns auch eine Mahnung, wachsam zu sein. Dieser Ungeist kriecht langsam hoch. Jede Form von Diskriminierung ist ein Anfang dessen, was am 7. Oktober [2023] geschehen ist.“
Jede Form „der Verharmlosung oder Verdrängung des Holocausts setzt die Bedingungen dafür, dass so etwas wieder geschehen kann“, zeigte sich Neymeyr überzeugt. „Von der Verharmlosung des Holocausts zu seiner Gutheißung bis hin zu seiner Wiederholung sind es nur kurze Schritte.“
Der Erfurter Bischof dankte „allen Jüdinnen und Juden, die mit uns Christen im Dialog sind. Nicht nur im menschlichen, auch im religiösen Dialog. Das ist nicht selbstverständlich.“
„Sie, liebe jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, können Ihren Glauben leben auch ohne das Christentum“, sagte er. „Vielleicht sogar besser. Aber wir Christen können unseren Glauben nicht leben ohne das Judentum. Und so erleben wir jüdisches Leben jetzt hier und heute unter uns als nicht nur eine Bereicherung, sondern als eine Erfahrung der Wurzeln, auf denen wir stehen und die uns miteinander verbinden.“
Inzwischen herrscht seit rund einem Jahr Krieg im Heiligen Land. Immer wieder kommt es zu neuen Eskalationen. Das Kriegsgebiet hat sich inzwischen auf den Libanon ausgeweitet.