Vatikanstadt - Sonntag, 27. Oktober 2024, 12:30 Uhr.
Die Generalsekretärin der nordischen Bischofskonferenz hat die Verfechter für die Einführung des „Frauendiakonats“ zu mehr Ehrlichkeit aufgerufen. „Die Frauen müssen sich ein Stück ehrlich dazu bekennen: Es geht nicht um das Diakonat, es geht um die Weihe“, so Schwester Anna Mirijam Kaschner CPS in einem Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN am Samstagabend.
Die deutsche Ordensfrau, die seit 2009 als Generalsekretärin den katholischen Bischöfen der fünf nordischen Länder Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden zuarbeitet, sprach direkt nach der Abstimmung über das Abschlussdokument mit EWTN über ihre Erfahrungen während der heute abgeschlossenen Weltsynode über Synodalität.
Sie berichtete, dass das Abschlussdokument zwar den Auftrag enthalte, die Möglichkeit eines Diakonats der Frau noch einmal zu prüfen, dennoch würden viele Frauen sagen: „Ihr habt schon so viel Zeit gebraucht, wie viel Zeit braucht ihr noch.“
Ähnlich wie der Augsburger Bischof Bertram Meier warnte auch Kaschner davor, mit der Öffnung für die Frauenweihe eine Art Kettenreaktion auszulösen. Vielen Frauen gehe es nicht darum, nur Diakonin zu werden, so die Ordensfrau. Im persönlichen Austausch mit den Befürwortern habe sie festgestellt, das dies für viele als Türöffner diene: „Das Diakonat ist nur der erste Schritt hinein in die Weihe und man wird sich nicht zufrieden geben mit dem Diakonat.“
„Wir saßen mit offenen Mündern da und dachten: Wow!“
Nach der letzten Sitzung berichtete die Generalsekretärin der nordischen Bischofskonferenz von einer ausgelassenen, fröhlichen Stimmung. „Es war genauso anstrengend wie beim ersten Mal“, so Schwester Anna Mirijam Kaschner mit einem Schmunzeln, „aber es herrscht gerade so eine Freude“.
Dass Papst Franziskus auf ein synodales Schreiben verzichtet und stattdessen das von der Synodalversammlung verabschiedete Abschlussdokument ohne Änderung unterzeichnet und ihm damit einen lehramtlichen Charakter verliehen hat (CNA Deutsch hat berichtet), habe die meisten Synodenteilnehmer überrascht. „In meiner Tischgruppe sind wir mit offenen Mündern dagesessen und haben uns angeschaut“, berichtete Kaschner, „die zweite Reaktion war so ein: Wow!“
Nach den Erfahrungen mit der ersten Sitzung der Synode im vergangenen Jahr sei die Methode diesmal bereits „eingeübt“ gewesen. Die „Kultur des gegenseitigen Zuhörens“ habe sich bewährt, so Kaschner. Den Auftrag, das Prinzip der Synodalität in die Universalkirche zu tragen, nimmt sie sehr ernst, räumt aber ein: „Synodalität ist nichts, was man aus Büchern lernen kann, sondern wir müssen es im Tun erfahren.“
Abstimmung über Schlussdokument: Keine Enthaltungen möglich
Bischof Czesław Kozon berichtete in derselben EWTN-Sendung, dass bei der Schlussabstimmung über das Schlussdokument über jeden Paragraphen einzeln abgestimmt wurde. Als Antwortmöglichkeiten waren dafür nur Ja oder Nein vorgegeben, „Enthaltungen waren nicht gestattet“, so der Bischof von Kopenhagen. Am Ende wurden trotz teils einiger Dutzend Nein-Stimmen alle Paragraphen der Vorlage ohne Beanstandung angenommen.
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Große Schwierigkeiten, die Praxis der Synodalität auch in den nordischen Ländern umzusetzen, sieht Kozon nicht: „Das klingt vielleicht etwas arrogant, aber der Begriff Synodalität ist für uns in Skandinavien nicht so überraschend.“ Die Prinzipien der Demokratie und Egalität seien in diesen Ländern bereits kulturell so etabliert, sodass sich das auch auf das kirchliche Leben übertragen lasse.
„Katechese kann es kaum genug geben“, warnte der Bischof. Auch in Skandinavien sei aufgrund der großen Entfernungen und der mangelnden Ressourcen die Katechese „oft sehr spärlich“. „Es muss noch sehr viel mehr gemacht werden, das ohne Zweifel“, sagte Kozon weiter. „Wenn man sagt, man erkennt die Wahrheit sozusagen einfach im Zusammensein, im Zusammengehen, genügt das jetzt für sich genommen noch nicht, sondern es bedarf wirklich auch dieses zusätzlichen Inputs, der Weitergabe der Glaubenslehre.“
Erzbischof von Riga: „Vielfalt, aber in Einheit“
Erzbischof Zbignevs Stankevičs, Erzbischof von Riga (Lettland), sprach vom Wort „hören“, das während der Sitzungen „das magische Wort“ gewesen sei. Daraus erwachse jedoch auch die „große Herausforderung“, dass jede getaufte Person „die Verantwortung für die Mission“ verstehe.
„Im Abschlussdokument haben wir viele offene Fragen, es ist wichtig, dass wir das entwickeln in Einheit“, so der Erzbischof wörtlich. „Vielfalt“ sei wichtig, „aber in Einheit“, meinte Stankevičs. Im Hinblick auf mögliche Veränderungen in der Kirche gab er den Ratschlag: „Nicht zu schnell weitergehen, sondern immer in Einheit.“
Helmut Hoping: „Papst hat deutschem Synodalen Weg einen Riegel vorgeschoben“
Während der Sendung zeigt EWTN auch einen Ausschnitt aus einem Interview mit dem Freiburger Theologen Helmut Hoping. Hoping sprach die vorausgegangenen Konflikte zwischen dem Heiligen Stuhl und den Initiatoren des „Synodalen Wegs“ in Deutschland an.
„Das ZdK [Zentralkomittee der deutschen Katholiken; Anm.d.Red.] und auch die deutschen Bischöfe, zumindest der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, hatten ja die Hoffnung, dass man den ‚Synodalen Weg’ und die Reformagenda des ‚Synodalen Weges’ mit dem synodalen Prozess, also der Synode zur Synodalität, verbinden könnte“, so der Dogmatik-Professor, „aber dem hat jetzt Papst Franziskus, wie ich finde, zurecht einen Riegel vorgeschoben, indem er alle Reformprojekte an Kommissionen delegiert hat“.
Die Aufzeichnung der Live-Sendung vom Samstagabend: