Redaktion - Freitag, 22. November 2024, 11:30 Uhr.
Bischof Felix Gmür von Basel hat die Erkenntnisse der aktuellen Kirchenstatistik für die Schweiz mit den Worten zusammengefasst: „Die Kirche schrumpft weiter; das ist leider ein Trend, der sich nicht aufhalten lässt.“
„Die Zahl der Ausgetretenen ist sehr hoch“, konstatierte Gmür gegenüber kath.ch in der vergangenen Woche. „Leider war das nach der Veröffentlichung der Pilotstudie zu sexuellem Missbrauch im Umfeld der Kirche zu erwarten.“
Konkret sind im Jahr 2023 mehr als 67.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten, was etwa eine Verdoppelung gegenüber dem Jahr 2022 darstellt. Insgesamt hat die Kirche in der Schweiz etwa 2,8 Millionen Mitglieder. Die Zahlen werden zur Verfügung gestellt vom Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI).
Zwar werden die Austritte mit der Missbrauchsthematik in der Schweiz in Verbindung gebracht, doch zeigt sich auch eine finanzielle Komponente, wie kath.ch berichtete: „Die Kantone Genf, Wallis, Neuenburg und Waadt verzeichneten allerdings praktische keine Austritte. Dies, weil es dort es keine formale und mit Kirchensteuerpflicht verbundene Mitgliedschaftsstruktur gibt, aus der man überhaupt austreten könnte, schreibt das SPI.“
Analog zur Zahl der Mitglieder ging auch die Zahl der Taufen zurück – auf rund 15.000 – sowie jene der kirchlichen Trauungen – auf genau 2.234 im Jahr 2023. Eintritte in die Kirche gibt es kaum: Die Zahl von etwa 1.000 Bekehrungen zum katholischen Glauben bleibt Jahr für Jahr relativ konstant.
Gmür analysierte: „Das katholisch-kirchliche Milieu verändert sich rasant beziehungsweise löst sich auf. Die Bindung an die Kirche nimmt ab, der Glaube spielt im Alltag vieler Menschen keine Rolle mehr, und deshalb wird der Glaube auch nicht mehr weitergegeben. Das bestätigt zum Beispiel die abnehmende Anzahl von Taufen.“
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Wer sich „für den Glauben interessiert, soll dort angesprochen werden, wo er und sie gerade steht und sich mit den eigenen Bedürfnissen, Interessen und Anliegen besser einbringen darf“, forderte der Bischof von Basel, der aber einräumte: „Das haben wir bislang nicht wirklich gut geschafft.“
Hoffnung für die Kirche in der Schweiz verspricht sich Gmür von Synodalität, was allerdings „ein langfristiger Veränderungsprozess“ sei: „Da kann man nicht einfach einen Schalter umdrehen. Denn Synodalität zielt einerseits auf Strukturen und Ablaufprozesse, betrifft aber andererseits auch individuelle Haltungen, Überzeugungen und Kirchenbilder, die sich nicht einfach von heute auf morgen verändern lassen.“
Wie viele Länder in Westeuropa ist auch die Kirche in der Schweiz eine stark schrumpfende Gemeinschaft. Die jährlich in Deutschland erhobenen Zahlen sprechen eine noch deutlichere Sprache.
Die Zahl der Katholiken in Deutschland liegt – Stand 2023 – bei 20.345.872, was bedeutet, dass es in Deutschland im Jahr 2024 erstmals weniger als 20 Millionen Katholiken geben könnte, wenn sich der Kurs bei den Austritten und Bestattungen sowie, auf der anderen Seite, bei den Taufen fortsetzt.
Ohnehin gehen nur 6,2 Prozent der offiziell als Katholiken gemeldeten Menschen in Deutschland regelmäßig zur Messe. Nur 1,27 Millionen Menschen in Deutschland – einem Land mit weit über 80 Millionen Einwohnern – sind also praktizierende Katholiken.
Das Bistum Linz in Österreich verzeichnete im Jahr 2023 exakt 15.155 Kirchenaustritte, dem nur 783 Eintritte und Wiedereintritte gegenüberstehen.