Lateinischer Patriarch von Jerusalem hofft auf baldiges Kriegsende

Patriarch Pierbattista Kardinal Pizzaballa mit der Führungsspitze von „Kirche in Not“ (ACN) bei seinem Besuch in der Zentrale des Hilfswerks in Königstein im Taunus, v.l.: Kirchlicher Assistent Pater Anton Lässer, Generalsekretär Philipp Ozores und Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch
Kirche in Not

Vor dem Hintergrund der Waffenruhe im Libanon erwartet der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, auch ein baldiges Ende der Kämpfe im Gaza-Streifen. „Der Höhepunkt des Krieges liegt hinter uns. Ich habe den Eindruck, dass es in den kommenden Wochen oder Monaten einen Kompromiss geben wird“, sagte Pizzaballa bei einem Besuch in der internationalen Zentrale des Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus.

Ein Ende der Kämpfe bedeute jedoch kein Ende des Konflikts, warnte der Patriarch: „Der Wiederaufbau wird Jahre dauern, und ich bin sicher: Die Grenze zu Israel bleibt geschlossen.“ Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und die israelische Gegenwehr hätten „enorme Auswirkungen“ auf die jeweilige Bevölkerung: „Für die Israelis war es eine Art Schoah, für die Palästinenser ist das, was seitdem passiert ist, eine neue Nakba, ein weiterer Versuch, sie aus dem Land zu vertreiben.“

„Christen im Heiligen Land haben die Möglichkeit, alle zu erreichen“

Hassreden, Misstrauen und abwertende Sprache seien im Heiligen Land allgegenwärtig, stellte Pizzaballa fest. „Wenn der Krieg in Gaza vorbei ist, können wir die Infrastruktur wiederaufbauen, aber wie können wir die Beziehungen wiederherstellen?“ Eine wichtige Rolle komme dabei den Christen zu, ist der Kardinal überzeugt. Diese machten zwar nur 1,5 Prozent der Bevölkerung im Heiligen Land aus, „aber weil wir so klein und unbedeutend sind, haben wir die Möglichkeit, alle Menschen zu erreichen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen wieder zusammenzuführen.“

Es sei gerade am Anfang des Krieges schwer gewesen, die christliche Gemeinschaft zusammenzuhalten, die mehrheitlich aus arabischsprachigen Christen, aber auch aus einer kleinen hebräischen Gemeinde und christlichen Migranten besteht. „Während in diesem Krieg alle darum kämpfen, zu spalten, kämpfen wir darum, geeint zu bleiben“, sagte der Patriarch.

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Der Krieg habe auch die Christen im Heiligen Land schwer getroffen. So sei fast allen Christen aus dem Westjordanland, die in Israel arbeiteten, die Arbeitserlaubnis entzogen. Da Pilger ausblieben, seien auch viele Arbeitsplätze im Tourismussektor weggefallen. Pizzaballa dankte für die Hilfe von „Kirche in Not“: Das Hilfswerk finanziert unter anderem Lebensmittel, Medikamente, Hilfen für mittellosen Familien und Migranten sowie Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose. Der Patriarch betonte auch, wie wichtig es sei, den Schulunterricht im Gaza-Streifen wieder aufzunehmen. Auch hier sei die Kirche gefordert.

„Es gibt noch Hoffnung“

Trotz aller Gewalt und Schwierigkeiten, sehe er für das Heilige Land „noch Hoffnung“, so der Patriarch. Diese Hoffnung sei jedoch nicht mit einer politischen Lösung zu verwechseln. „Es gibt leider keine kurzfristige Lösung. Ich würde mich gern irren, aber ich fürchte, das ist nicht der Fall.“

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Er begegne überall im Heiligen Land „wundervollen Menschen, die selbstlos handeln“, betonte Pizzaballa. „Die große Politik können wir vielleicht nicht ändern, aber wir können dort etwas ändern, wo wir sind. Das gibt mir Trost.“