Kardinal Koch: Beschäftigung mit Konzil von Nizäa „nicht nur von historischem Interesse“

Kardinal Kurt Koch
EWTN / K-TV

Angesichts des bevorstehenden 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nizäa – des ersten ökumenischen Konzils in der Geschichte der Kirche – hat Kurienkardinal Kurt Koch betont, die Beschäftigung mit dem Ereignis sei „nicht nur von historischem Interesse“. Koch ist der Präfekt des vatikanischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen.

Das christologische Bekenntnis des Konzils von Nizäa behalte „auch und gerade heute seine bleibende Aktualität, sowohl in der ökumenischen Situation als auch in der eigenen Kirche, in denen der Geist des Arius wiederum sehr präsent geworden und ein starkes Wiedererwachen von arianischen Tendenzen festzustellen ist“.

Das erste Konzil von Nizäa im Jahr 325 hatte sich gegen den Arianismus gewandt, der Jesus letztlich als Geschöpf sieht, nicht als Gott, wesensgleich mit dem Vater.

„Bereits in den neunziger Jahren hat Joseph Kardinal Ratzinger die eigentliche Herausforderung der Christenheit in der heutigen Zeit in einem ‚neuen Arianismus‘ oder, milder, wenigstens in einem ‚recht ausgeprägten neuen Nestorianismus‘ wahrgenommen“, erläuterte Koch entsprechend in einem Beitrag für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe). Der Begriff Nestorianismus bezieht sich auf die Ansicht, in Jesus Christus seien zwei Personen vereint, eine göttliche und eine menschliche. Die Kirche lehrt hingegen, dass die eine göttliche Person neben der göttlichen Natur auch eine menschliche Natur angenommen hat.

Koch erläuterte: „Solche arianischen Tendenzen zeigen sich vor allem darin an, dass sich nicht wenige Menschen und selbst Christen vor allem berühren lassen von allen menschlichen Dimensionen an Jesus von Nazareth, dass ihnen aber das Glaubensbekenntnis, dieser Jesus sei der eingeborene Sohn Gottes, der als der Auferweckte unter uns gegenwärtig ist, und insofern der kirchliche Christusglaube weithin Mühe bereiten.“

„Selbst in der Kirche will es heute oft nicht mehr gelingen, im Menschen Jesus das Antlitz des Sohnes Gottes selbst wahrzunehmen und nicht einfach einen – wenn auch hervorragenden und besonders guten – Menschen zu sehen“, führte der Schweizer Kardinal aus. „In dieser Situation, in der wir selbst in der heutigen Christenheit eine Arianisierung des Christusglaubens und damit einen beunruhigenden Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens an Jesus als den Christus, in dem Gott selbst Mensch geworden ist, feststellen müssen, ist es ein dringendes Gebot der Stunde, das Christusbekenntnis zu erneuern.“

„Es ist von daher zu hoffen, dass das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nizäa als eine bedeutsame Gelegenheit wahrgenommen wird, dieses Konzils in ökumenischer Gemeinschaft zu gedenken und sich seines christologischen Bekenntnisses erneut zu vergewissern“, unterstrich Koch.

Papst Franziskus hat bereits seinen Wunsch bekundet, die Türkei anlässlich des 1.700-jährigen Jubiläums des Konzils von Nizäa im Jahr 2025 zu besuchen. Heute heißt die Stadt İznik und liegt im Nordwesten der Türkei, etwa 150 Kilometer von Istanbul entfernt. Ob die Pläne für eine Reise in die Türkei bereits fortgeschritten sind, ist nicht bekannt.

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