Redaktion - Freitag, 10. Januar 2025, 15:30 Uhr.
Im Juni haben die Vorbereitungen für die Einführung eines psychologischen Eignungstests im Bewerbungsverfahren für die Schweizer Priesterseminare, der dieses Jahr in Kraft treten soll, wie der SRF am Mittwoch berichtete. Der forensische Psychologe Jérôme Endrass sprach über den mit seiner Unterstützung konzipierten Test, welcher die Identifikation von Personen mit „gewissen Risikomerkmalen“ ermöglichen soll.
„Wir schauen auf der einen Seite, ob jemand die nötigen Qualifikationen mitbringt, persönlich, aber auch intellektuell. Und auf der anderen Seite schauen wir, ob jemand gewisse Risikofaktoren hat, also Ballast, der gegen eine Anstellung sprechen würde“, so Endrass.
Dazu erarbeitete Endrass in einem ersten Schritt gemeinsam mit der Kirche Anforderungsprofile. Es wurden Eigenschaften definiert, die für die Ausübung eines kirchlichen Amtes wichtig sind.
Bei der psychologischen Überprüfung werde dann auch geschaut, ob „Personen gewisse Risikomerkmale aufweisen“. Dazu werden bestimmte Verfahren aus der forensischen Praxis eingesetzt. Eines der häufigsten Probleme, auf das die Experten in den Gesprächen stießen, seien „Menschen, die wahnsinnig herrisch und dominant sind“, so Endrass.
Allerdings bestehe bei diesem neuen Eignungstest, der etwa einen Tag dauern wird, keine Garantie dafür, dass es nicht weiterhin zu Fehlbesetzungen kommt: „Man muss mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch da weiterhin Fehler passieren.“
Der Vatikan definierte in seiner „Leitlinie für die Anwendung der Psychologie bei der Aufnahme und Ausbildung von Priesterkandidaten“ aus dem Jahre 2008 beispielsweise auch, dass die „Fähigkeit zur Enthaltsamkeit von sexuellen Handlungen“ nicht ausreiche. Es sei auch notwendig, die „sexuelle Orientierung [der Kandidaten] zu berücksichtigen“.
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Als Reaktion auf die Pilotstudie der Universität Zürich haben die Schweizer Bischöfe ein obligatorisches psychologisches Abklärungsgespräch für angehende Seelsorger und Ordensleute beschlossen. Ab diesem Jahr sollen dann „schweizweit einheitliche Assessments“ für alle kirchlichen Mitarbeiter eingeführt werden, wie der Blick berichtete.
Andere Diözesen führen ähnliche psychologischen Eignungstests schon länger durch, zum Beispiel das Priesterseminar in Münster oder das Saint John Vianney Seminary in Denver in den USA.
So wird im Rahmen des Bewerbungsverfahrens für Priesterkandidaten in Münster eine psychologische Begutachtung durch einen Facharzt für psychosomatische Medizin durchgeführt, um den aktuellen Stand der menschlichen Reifung des Bewerbers festzustellen.
Neben dieser Eingangsuntersuchung gibt es während der Ausbildung weitere psychologische Komponenten, wie eine psychologische Standortbestimmung im Centro Münster, freiwillige Einzelgespräche und in der zweiten Ausbildungsphase eine Selbsterfahrung, die von einem Facharzt begleitet wird und 40 Einheiten umfasst.
Auch das Saint John Vianney Seminary in Denver integriert psychologische Gutachten als obligatorischen Teil der Ausbildung, wie EWTN News In Depth berichtete. Ähnlich wie in Münster werden die Seminaristen dort nicht nur zu Beginn ihrer Ausbildung psychologisch untersucht, sondern auch während ihrer Zeit im Priesterseminar kontinuierlich betreut.
Psychologen begleiten die Kandidaten während ihrer Ausbildung, um persönliche und psychologische Herausforderungen wie Fragen der Keuschheit oder familiäre Probleme zu bewältigen. Analysen haben gezeigt, dass Missbrauchsfälle in den letzten Jahrzehnten wohl auch dadurch gesenkt wurden.