Rücktritt noch nicht angenommen: Kardinal Schönborn feiert Abschied aus Wien

Kardinal Christoph Schönborn OP
screenshot / YouTube / Katholische Hochschule ITI

Am Samstagnachmittag feiert Kardinal Christoph Schönborn OP seinen Abschied als Erzbischof von Wien – auch wenn Papst Franziskus bis Samstagmorgen das Rücktrittsangebot des bald 80-Jährigen noch nicht angenommen hatte.

In einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Interview mit der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ sagte Schönborn, sein Leben werde nach dem Rücktritt „in vieler Hinsicht sehr ähnlich bleiben, mit viel Korrespondenz und Telefonieren, aber auch mit mehr Zeit für persönliche Begegnungen und, ich sage es auch unumwunden, mit mehr Zeit fürs Gebet“.

Über seinen Nachfolger, der bislang noch nicht ernannt wurde, sagte er: „Ernennungsverfahren können schnell oder langsam gehen. Es kann die Situation geben, dass Kandidaten ins Auge gefasst werden, diese aber abwinken oder dass sich neue Fragen ergeben auf dem Weg der Entscheidungsfindung. Ich sehe das jetzt nicht als etwas Außergewöhnliches.“

Mit Blick auf die gegenwärtige Lage sagte der Kardinal in demselben Interview: „Ich glaube, Europa ist eindeutig im Abschwung. Wirtschaftlich, demographisch, kulturell und auch religiös. Es ist eine Zeit, die man durchaus diagnostizieren kann als eine Zeit des Niedergangs – ohne moralische Wertung. Die Christenheit Europas ist vorbei.“

„Aber das Christentum ist nicht vorbei“, stellte Schönborn sofort klar. „Der Glaube ist nicht vorbei. Ich stelle einfach fest, dass das auch heute laufend passiert. Es kommen Menschen zum Glauben. Wer sind diese 13.000 Erwachsenen, die in Frankreich zu Ostern im letzten Jahr um die Taufe gebeten haben? Was passiert da? Letztlich vertraue ich darauf, dass Christus der Herr der Geschichte ist. Das kann ich nicht beweisen, aber das glaube ich.“

Schönborn wurde am 22. Januar 1945 geboren, also noch vor Kriegsende. 1963 trat er in den Dominikanerorden ein und wurde 1970 in Wien zum Priester geweiht. Ab Mitte der 1970er Jahre lehrte Schönborn an der Universität Fribourg in der Schweiz. Einem größeren Publikum bekannt wurde er durch seine maßgebliche Tätigkeit als Sekretär der Kommission für die Abfassung des Katechismus der Katholischen Kirche von 1987 bis 1992.

1991 wurde Schönborn zunächst Weihbischof in Wien. Vier Jahre später übernahm er die Erzdiözese als Oberhirte. 1998 machte ihn Papst Johannes Paul II. dann zum Kardinal. Als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz von 1998 bis 2020 prägte er die Kirche im Land nachhaltig.

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