Redaktion - Dienstag, 21. Januar 2025, 7:00 Uhr.
Eine Missbrauchsstudie für das Bistum Bozen-Brixen in Südtirol ist am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Für den Zeitraum von 1964 bis 2023 ist von 67 Fällen von Missbrauch die Rede, bei denen es um 59 Betroffene geht. Beschuldigt wurden 41 Geistliche.
Allerdings hieß es in der Zusammenfassung der 635-seitigen Studie nur von 29 dieser 41 Beschuldigten, dass „die erhobenen Vorwürfe entweder mit überwiegender Wahrscheinlichkeit oder nachweisbar zutreffen“. Bei den anderen zwölf Geistlichen „konnten die erhobenen Vorwürfe nicht mit der notwendigen Sicherheit beurteilt werden“.
„Das aus Sicht der Berichterstatter aufgrund ihrer bislang primär in Deutschland durchgeführten Untersuchungen überraschendste Ergebnis bestand darin, dass über 51 % der Betroffenen weiblich waren, während ‚nur‘ 18 % der Betroffenen eindeutig dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden konnten“, hieß es. „Dies ist sowohl aus deutscher Sicht, wo die Zahl der männlichen Betroffenen bei weitem überwog, als auch insbesondere auch aus Südtiroler und, wie zu vermuten ist, auch italienischer Sicht von besonderem Interesse.“
Über die aufgeführten teils mutmaßlichen Missbrauchsfälle hinaus wies die Studie darauf hin, dass die Verantwortlichen innerhalb der Diözese Bozen-Brixen vielfach „fehlerhaft oder zumindest unangemessen gehandelt haben“.
In einer ersten Reaktion erklärte Bischof Ivo Muser am Montag: „Jeder Fall ist einer zu viel. Viel zu viel.“ Das Leid der Missbrauchsopfer sei „beschämend und fordert uns heraus, hinzusehen. Ich stelle mich bewusst auf ihre Seite. Der heilige Paulus schreibt: ‚Wenn ein Glied leidet, leidet der ganze Körper.‘ Diese Worte treffen auf unsere Kirche und unsere Diözese zu.“
„Als Bischof dieser Diözese trage ich Verantwortung“, führte Muser aus. „Das Gutachten zeigt auf, dass sexueller Missbrauch immer auch ein Missbrauch von Macht ist. Macht wurde auf Kosten der Betroffenen missbraucht. Das ist ein belastender, aber notwendiger Blick auf die Realität.“
Der Bischof kündigte an, sich am Freitag ausführlicher äußern zu wollen. Wie die Öffentlichkeit hatte auch Muser erstmals am Montag Einsicht in die von der Münchner Kanzlei „Westpfahl Spilker Wastl“ angefertigte Studie genommen.