Von Alexander Folz
Linz - Donnerstag, 6. Februar 2025, 13:00 Uhr.
„Alles an Jesus war jüdisch“, erklärte der Linzer Bischof Manfred Scheuer bei einem Gottesdienst am Sonntag im Linzer Mariendom zum Fest „Darstellung des Herrn“, das im Volksmund als Mariä Lichtmess bekannt ist. Wie Kathpress berichtete, warnte er zugleich vor einem zunehmenden Antisemitismus in Europa.
„Seine Auffassung vom Leben, seine Beziehung zu Gott, sein Gott, sein Bild vom Menschen, seine Vorstellung vom Gang der Zeit, sein Beten, seine Haltung zum Gesetz, seine Lebensart, alles an ihm war jüdisch“, so der Linzer Bischof wörtlich.
Insofern sei Jesus für Christen „nicht ohne sein Judentum zu haben“. Jede Form der Loslösung Jesu von seiner Herkunft sei eine unzulässige Verkürzung, betonte Scheuer. Erst so bleibe Jesus „in der Mitte“ von Judentum und Christentum und könne letztlich zum Mittler, zum „Prophet der Versöhnung“ und zum „Medium des Verstehens“ werden, ohne bleibende Unterschiede aufzuheben.
Außerdem warnte der Bischof vor einem zunehmenden Antisemitismus in Europa. Es gelte, „wachsam zu sein für den Anstieg antisemitischer Straftaten und Gewalttaten in den letzten Jahren“. Der Widerstand gegen den Antisemitismus gehöre in Deutschland und Österreich zwar „zur Staatsraison“, dennoch würden sich immer mehr Juden in Europa allein gelassen fühlen.
Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verzeichnete Deutschland einen drastischen Anstieg antisemitischer Vorfälle. Allein zwischen dem 7. und 15. Oktober 2023 wurden 202 antisemitische Vorfälle dokumentiert, was einem Zuwachs von 240 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.
„Eine leere Toleranz, eine hohle Liberalität, eine oberflächliche Gleichgültigkeit, eine narzisstische Achtlosigkeit … all diese Fehlhaltungen sind Analphabeten in der Sprache der Empathie“, so Scheuer.
Die katholische Kirche betont, dass Jesus, die zweite göttliche Person, zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch ist. Seine menschliche Natur, die in einer jüdischen Umgebung verwurzelt war, ist wichtig und diente dazu, die Menschheit zu erlösen. Die göttliche Natur Jesu geht über den rein ethnischen Rahmen hinaus.
Alexander Folz ist freier Journalist und Mitarbeiter bei CNA Deutsch mit den Schwerpunkten Glaube, Politik und Kultur. Er ist im Saarland aufgewachsen und studiert derzeit Wirtschaftswissenschaften an der Leibniz Universität Hannover. Sein besonderes Interesse gilt der katholischen Soziallehre, die er als Brücke zwischen Glaube und wirtschaftlicher Praxis versteht. Als engagiertes Mitglied einer katholischen Jugendbewegung widmet er sich auch Pro-Life-Initiativen. Darüber hinaus hat er für die Zeitschriften Lebensforum, Corrigenda und die katholische Wochenzeitung Die Tagespost geschrieben. Im Jahr 2024 nahm er an der Sommerakademie von EWTN in Rom teil.
