Dogmatiker Tück regt an, das Glaubensbekenntnis von Nizäa in den Vordergrund zu stellen

Jan-Heiner Tück
screenshot / YouTube / Katholische Akademie in Bayern

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hat erklärt, er fände es „nicht schlecht, wenn wir das Große Glaubensbekenntnis in der katholischen Memorialkultur wieder etwas nach vorne schieben würden, weil es auch die Verbundenheit mit den anderen nicht-katholischen Kirchen unterstreicht“. Tück sprach mit dem Kölner Domradio am Sonntag über das Konzil von Nizäa, das in diesem Jahr sein 1700-jähriges Jubiläum feiert.

Zuvor hatte der Theologe eingeräumt, dass das sogenannte nizäno-konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis im „Glaubensalltag“ gewöhnlich „nur an den großen Festtagen, also Weihnachten, Ostern und Pfingsten, gebetet wird“, während in den Pfarreien gewöhnlich „das Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen“ werde.

„Das nicäno-konstantinopolitanische Bekenntnis ist aber auch ökumenisch bedeutsam, weil es das einzige Glaubensbekenntnis ist, das von orthodoxen, reformatorischen und katholischen Christinnen und Christen geteilt wird“, unterstrich Tück. „Und nicht zu vergessen: Es hat auch eine ästhetische Resonanz gefunden, weil es in den großen Messvertonungen von Bach über Beethoven bis zu Olivier Messiaen und Arvo Pärt immer wieder auch kirchenmusikalisch zu Gehör gebracht wird.“

Zur Diskussion um das „filioque“ – die Anmerkung im Glaubensbekenntnis, dass der Heilige Geist aus dem Vater „und dem Sohn“ hervorgeht – sagte Tück, es sei „ein komplexes Problem, das mehrere Ebenen berührt“.

„Vor allem hat die Ostkirche zu Recht gesagt, dass das eine eigenmächtige, nicht durch ein Konzil bestätigte Erweiterung des nicäno-konstantinopolitanischen Bekenntnisses durch einen Papst gewesen ist“, erläuterte er. „Diese Erweiterung durch Benedikt VIII. lehnt sie schon aus kanonischen, also aus rechtlichen Gründen ab.“

„Zweitens sehen die Kirchen des Ostens ein dogmatisches Problem, wenn der Sohn genauso wie der Vater Ursprung des Heiligen Geistes ist“, führte Tück aus. „Dann haben wir, so scheint es, zwei Ursprünge in Gott. Das könnte den Glauben an den einen Gott sprengen, also den biblischen Monotheismus gefährden. Drittens haben wir auch ein liturgisches Problem, weil die lateinische Westkirche nicht mehr absolut dasselbe betet wie die Christen des Ostens.“

Das „filioque“ ist spätestens seit dem Konzil von Florenz (1438–1445) dogmatisch definiert und lässt sich zurückführen auf die Kirchenväter. Nichtsdestotrotz gibt es in den letzten Jahrzehnten verstärkt Bestrebungen auf katholischer Seite, die Bedeutung des „filioque“ abzuschwächen.

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