Redaktion - Montag, 24. März 2025, 11:00 Uhr.
Beim Requiem für den ehemaligen Ministerpräsidenten von Thürigen und Rheinland-Pfalz hat Bischof Karl-Heinz Wiesemann am Freitag erklärt, Bernhard Vogel sei ein „kritisch-loyaler Katholik“ sowie ein „zutiefst aus christlichen Werten denkender und lebender Mensch“ gewesen, der der Kirche „ein Leben lang unerschütterlich verbunden war“.
Vogel war am 2. März im Alter von 92 Jahren gestorben. Vor seiner Zeit als Ministerpräsident von Thüringen in den Jahren von 1992 bis 2003 war Vogel von 1976 bis 1988 bereits Ministerpräsident von Rheinland Pfalz. Daneben war er jahrelang Abgeordneter in verschiedenen Parlamenten und hatte andere öffentliche Ämter inne.
Das politische Engagement Vogels sei „zeitlebens immer auch getragen“ gewesen „von seinem kirchlichen Engagement, das die neuere Kirchengeschichte in unserem Land nicht unwesentlich mitgeprägt hat“, hielt Wiesemann fest. So war Vogel etwa Präsident des Essener Katholikentags 1968 und Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
„Sein ganzes politisches Leben war geleitet durch einen unerschütterlich verfolgten, christlichen Wertekompass, der ihn etwa durch seinen Mut, Menschenrechtsverletzungen deutlich zu benennen, auch die Achtung politisch nicht unbedingt gleichgesinnter Kreise einbrachte“, so der Bischof von Speyer beim Requiem im dortigen Dom.
„Insbesondere bewegte ihn tief aus seinem Glauben heraus die Frage nach dem Schutz des ungeborenen Lebens – und der Konflikt um ‚Donum Vitae‘, dessen Gründungsmitglied er war, hat ihn insbesondere durch den Vorwurf, ‚außerhalb der Kirche zu stehen‘, tief getroffen, stand doch seine grundlegende kirchliche Loyalität nie in Frage“, fuhr Wiesemann fort. „Für viele, die sich hier mit ihm aus ihrem Glauben heraus engagiert haben, hat es lang gedauert, bis dieser Vorwurf auch offiziell zurückgenommen wurde.“
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Konkret ging es um die staatlich sanktionierte Schwangerschaftskonfliktberatung: Die Beratung vor einer Abtreibung ist verpflichtend. Der dabei ausgestellte Beratungsschein erlaubt es den Müttern jedoch, ihr ungeborenes Kind abzutreiben, ohne strafrechtlich belangt zu werden. So sterben in Deutschland jedes Jahr mehr als 100.000 ungeborene Kinder.
Auf Drängen von Papst Johannes Paul II. hatte sich die Kirche in Deutschland aus diesem System zurückziehen müssen. Kirchliche Stellen können somit keinen staatlich akzeptieren Beratungsschein ausstellen, der auch zu Abtreibungen führen könnte. Vor diesem Hintergrund war aus den Reihen des ZdK „Donum Vitae“ gegründet worden, um weiterhin mit kirchlichem Anstrich – aber offiziell nicht mit der Kirche verbunden – Teil des staatlichen Beratungssystems zu sein, das über 100.000 straffreie Abtreibungen pro Jahr ermöglicht.
Wiesemann betonte nichtsdestotrotz, ihn habe „diese unbeirrbare Unerschütterlichkeit seines Glaubens, seiner im tiefsten ungebrochen positiven Einstellung zum Leben, zum Schöpfer des Lebens und zur konkreten kirchlichen Gemeinschaft im Glauben an diesen Gott des Lebens“ stets „immer so ungemein beeindruckt“.
Angesichts der schwierigen Momente in der politischen Laufbahn Vogels sagte Wiesemann: „Statt an den Abgründen dieser Welt zu verzweifeln, war ihm trotz aller nächtlichen Erschütterungen eine ungebrochene, am Ende im besten Sinne tief kindliche Zuversicht gegeben, die ihn mit dankbarer Zufriedenheit auf sein Leben schauen lassen konnte und ihm eine hoffnungsfrohe Sehnsucht nach dem, was unsere Grenzen überschreiten kann, in Herz und Gemüt gab.“
„Bernhard Vogel gehört zweifelsohne in die große Reihe christlicher Politiker, die aus den traumatischen Erfahrungen der Nazi-Diktatur und des Zweiten Weltkrieges heraus ein anderes Deutschland und Europa aufbauen wollten, das von der Achtung vor der unantastbaren Würde jedes Menschen und von der Bereitschaft zu Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit unter den Völkern geprägt ist“, fasste der Bischof von Speyer zusammen. „Unsere Zeit braucht Menschen, die ein klares inneres Gegengewicht zu den aktuell wirkenden zentrifugalen Kräften entschlossen in sich tragen.“